Extreme Inflation und Naturkatastrophen erfordern diszipliniertes Risikomanagement
20.10.2022
Rückversicherung
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- Wirtschaftlicher Ausblick eingetrübt: Rezession in Europa, Inflation bleibt auch 2023 hoch
- Sinkende Kapitalbasis und zunehmende Unsicherheiten beeinflussen Kapazität
- Anspruchsvolle Erneuerungsrunde: Munich Re wird Inflation und sich ändernde Risiken zum Beispiel durch den Klimawandel berücksichtigen
Der wirtschaftliche Ausblick und die Inflationsprognosen haben sich in den vergangenen Wochen insbesondere in Europa verschlechtert. Gepaart mit zunehmenden Risiken durch Cyberattacken und Naturkatastrophen entsteht eine schwierige Gemengelage für Versicherer, in der sich Finanzstärke und Risiko-Know-how auszahlen. Inflationserwartungen und sich ändernde Risiken müssen in unseren Preisen für Versicherungsdeckungen abgebildet werden. So können wir weiter der starke Partner für unsere Kunden sein und gemeinsam zur Resilienz unserer Volkswirtschaften beitragen.
Turbulenzen an Kapitalmärkten belasten Versicherer – Konsequente Bewertung der Inflation für Munich Re entscheidend
Das Geschäftsumfeld für Erst- und Rückversicherer weltweit ist derzeit aufgrund des Zusammenwirkens ökonomischer und geopolitischer Krisen so kompliziert wie selten zuvor. Insbesondere die hohe Inflation wirkt sich in vielen Geschäftssegmenten stark auf die Schadenerwartung aus. Hinzu kommen sich ändernde Risiken wie Cyber oder der Klimawandel sowie die immer noch teilweise spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie.
In Reaktion auf die hohen Inflationsraten haben Notenbanken die Leitzinsen deutlich angehoben, was sich durch sinkende Marktwerte bei festverzinslichen Wertpapieren in den Bilanzen von (Rück-)Versicherern niederschlagen kann. Sprunghaft steigende Zinsen können zunächst die Kapitalbasis von (Rück-)Versicherern reduzieren und die Kapazität beeinflussen, auch wenn sich höhere Zinsen mittelfristig positiv auf die Ertragskraft auswirken.
Die wirtschaftliche Unsicherheit ist besonders hoch. Immer wieder mussten Konjunkturbeobachter zuletzt die Wachstumsaussichten nach unten und Inflationsprognosen nach oben korrigieren. Ähnlich wie viele Forschungsinstitute geht Munich Re’s Economic Research nun davon aus, dass die Euro-Zone im kommenden Winter in eine Rezession abrutscht: Auf das gesamte Jahr 2023 gesehen dürfte die Wirtschaftsleistung (GDP) in der Euro-Zone inflationsbereinigt stagnieren. Auch den USA steht eine deutliche Abschwächung der Konjunktur bevor.
Kurzfristig noch wichtiger für die Versicherer ist die Inflation, die in den letzten Monaten weiter und zum Teil deutlich angestiegen ist. In vielen Märkten liegen die Inflationsraten auf 40- oder sogar 50-Jahres-Höchstständen. In Europa sind die Preisanstiege vor allem getrieben durch Energiepreise und Nahrungsmittel. Dennoch finden hier, ähnlich wie bereits in USA, die Preisanstiege auf zunehmend breiter Basis statt, so dass die so genannte Kerninflationsrate ebenfalls steigt. Für Versicherer kommt erschwerend hinzu, dass vielfach die Inflationsraten für wichtige Schadenkomponenten (z. B. Baukosten) noch über der allgemeinen Inflation liegen.
Auch wenn die Inflationsdynamik allmählich nachlassen sollte, bleiben die Raten auch 2023 voraussichtlich über langjährigen Durchschnitten. In den USA dürfte die Verbraucherpreis-Inflation 2023 im Jahresdurchschnitt bei rund 4,3 % (2022: 8,0 %) liegen. In der Eurozone wird für das kommende Jahr eine weiter sehr hohe Inflation von 5,8 % (2022: 7,9 %) erwartet. Die Risiken für diesen Ausblick sind nach wie vor asymmetrisch verteilt, d. h. Szenarien noch höherer Inflationsraten sind wahrscheinlicher als solche mit überraschend niedrigerer Inflation in 2023. Treiber dieser Unsicherheit bleibt insbesondere der Ausblick für die Rohstoff- und Energiemärkte, und hier vor allem für den Gasmarkt. Deshalb sind die Inflationsrisiken auch in Europa nochmals höher als in den USA.
Als Folge aller Faktoren steigt tendenziell die Nachfrage nach Rückversicherung, während gleichzeitig die Kapitalbasis und damit die Kapazität der Rückversicherer sinkt. „Munich Re ist weiter finanzstark mit einer per Ende Juni 2022 sogar gestiegenen Solvenzquote von gut 250 %. Trotz Inflation, sich ändernden Risiken und der insgesamt hohen Unsicherheit stehen wir mit unserer Kapazität bereit. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden all diese Entwicklungen adäquat in den Preisen abbilden“, sagte Thomas Blunck, im Vorstand von Munich Re unter anderem für das Ressort Europa/Lateinamerika verantwortlich, anlässlich des jährlichen Baden-Baden Reinsurance Meetings.
Herausforderung Klimawandel: Hohe Hagelschäden nach Hitzewelle in Europa
Im derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ist zudem die genaue Bewertung sich ändernder Risiken unverzichtbar. Ein Beispiel für eine Naturgefahr mit sichtbaren und künftig steigenden Auswirkungen des Klimawandels in Europa sind veränderte Bedingungen, die zu Schwergewittern mit häufiger schweren Hagelschlägen führen. Zwei Serien von Hagelunwettern in Frankreich im Juni und Juli während der Hitzewelle in Zentraleuropa verursachten enorme Schäden für die Versicherungswirtschaft von 4 Mrd. €. Auch in angrenzenden Ländern kam es zu Hagelunwettern. Im Osten Spaniens nahe der Pyrenäen bildete sich am 30. August eine außergewöhnlich starke Gewitterzelle, bei der Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu 12 cm entstanden. Üblicherweise kommen solch große Hagelsteine bei Unwettern nur vereinzelt vor. Hier wurden wegen der Größe und der Intensität der Gewitterzelle sehr viele Hagelkörner über 10 cm Durchmesser beobachtet. Bei La Bisbal d’Empordà wurden Dutzende Menschen verletzt, ein Kind starb.
Schadendaten von Munich Re zeigen, dass die Schäden durch Schwergewitter – so genannte konvektive Ereignisse – seit 1980 bereits deutlich gestiegen sind, selbst wenn sie um Preissteigerungen und Wertezuwachs bereinigt sind. Zwei von Munich Re unterstützte Studien1 kamen schon 2018 und 2019 zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit von schweren Hagelschlägen in vielen Regionen Europas bereits zugenommen hat und diese in bestimmten Regionen je nach Klimaszenario langfristig noch deutlich häufiger werden können – vor allem in Norditalien, Süddeutschland, aber auch weiten Teilen Frankreichs. Das Kumulpotenzial bei Schwergewittern ist immens, wenn Hagelstürme in Verbindung mit extremen Niederschlägen auf einen Ballungsraum mit hohen Werten treffen.
„Munich Re baut seine Forschung und das Modellieren solcher Gefahren wie Schwergewitter mit Hagel oder Starkregen deutlich aus. Unsere Experten aus vielen naturwissenschaftlichen Bereichen analysieren die Folgen des Klimawandels seit Jahrzehnten. Durch unsere Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten und das Entwickeln von Präventionsmaßnahmen wie etwa im Institute for Business and Home Safety (IBHS) in den USA geben wir Naturgefahren einen Preis und unterstützen schadenmindernde Maßnahmen“, so Blunck weiter.
Deutschland – Versicherungsmarkt mit Herausforderungen und Potenzialen
Deutschland ist ein wettbewerbsintensiver Versicherungsmarkt, in dem in einigen Bereichen starke Preisdisziplin und konsequentes Risikomanagement gefordert sind. Claudia Hasse, Deutschland-Chefin und Leiterin Cyber Europa und Lateinamerika von Munich Re, erklärt: „Bei den Naturgefahren-Risiken war das verheerende Ahrtal-Hochwasser 2021 ein Weckruf und ein Signal, dass sich der Klimawandel bereits auswirkt. Wir unterstützen die Bemühungen der Branche, die Versicherungsdichte für erweiterte Naturgefahren wie Hochwasser zu steigern, mit Expertise und unserer Kapazität. Voraussetzung ist aber, dass die Preise risikoadäquat sind – und dass die Folgen des Klimawandels nicht länger unterschätzt werden.“
Schwierig entwickelten sich zuletzt das Feuer-Segment in der Gewerbe-/Industrieversicherung sowie das Kfz-Segment. Während im Feuer-Bereich im Markt die Ursache für schlechtere Ergebnisse nicht eindeutig zu bestimmen ist, liegen die Gründe bei Motor im gestiegenen Verkehrsaufkommen nach zwei Corona-Jahren und den extrem gestiegenen Ersatzteilpreisen, Reparaturkosten und Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen sowie Engpässen bei Werkstätten und Mietwagen. Höhere Schadenaufwendungen dürften 2022 den Erstversicherern einen versicherungstechnischen Verlust einbringen. Die stark gestiegenen Schaden-Kosten-Quoten bei Cyber-Versicherungen in Deutschland schlagen sich im Munich Re-Portfolio derweil nicht eins zu eins nieder.
„In allen Segmenten stehen wir unseren Kunden mit Know-how und Kapazität zur Seite, um ihr Geschäft nachhaltig erfolgreich zu machen. Große Potenziale sehe ich darüber hinaus für uns im Bereich strukturierter Rückversicherungslösungen zur Kapitalentlastung und Ergebnisglättung der Kunden und bei Data Analytics & AI, da deutsche Erstversicherer derzeit stark in die digitale Transformation investieren“, so Hasse. Ein weiterer Schwerpunkt für 2023 werde die Garantie der technischen Performance von Batterien sein, die Erstversicherer zum Beispiel als Baustein in Kfz-Policen aufnehmen können.
Im Cyber-Versicherungsmarkt in Europa konzentriert sich Munich Re als Marktführer auf nachhaltige Profitabilität und risikobewusstes Zeichnen von Risiken. „Unser Cyber-Geschäft ist auch in Europa profitabel, wenn auch durch einige Großschäden etwas unter der Ertragskraft des weltweiten Geschäfts. Unsere Kunden profitieren von unserer Expertise und performen z. B. in Deutschland besser als der Markt. Wir zeichnen selektiv auch Industriegeschäft, konzentrieren uns aber vor allem auf kleine und mittelgroße Unternehmen und das Decken von Privatkunden-Portefeuilles der Zedenten“, sagte Hasse.
Die Nachfrage nach Cyber-Deckungen ist stark: Das Prämienvolumen in Europa ist in den vergangenen fünf Jahren von gut 400 Mio. € auf 2 Mrd. € gestiegen. Die steigenden Cyber-Risiken wird Munich Re konsequent im Underwriting berücksichtigen. Systemische Risiken wie Cyber-War hat Munich Re in ihren Bedingungen schon jetzt ausgeschlossen und an einer Neugestaltung entsprechender Standard-Klauseln der Lloyd's Market Association (LMA) mitgewirkt. Eine Anpassung dieser Bedingungen an die lokalen europäischen Märkte findet derzeit statt. Munich Re unterstützt Bemühungen, Cyber-Risiken transparenter und besser modellierbar zu machen, damit auch ein Risikotransfer in den Kapitalmarkt ermöglicht wird.
Munich Re ist ein weltweit führender Anbieter von Rückversicherung, Erstversicherung und versicherungsnahen Risikolösungen. Die Unternehmensgruppe besteht aus den Geschäftsfeldern Rückversicherung und ERGO sowie dem Vermögensmanager MEAG. Munich Re ist weltweit und in allen Versicherungssparten aktiv. Seit ihrer Gründung im Jahr 1880 zeichnet sich Munich Re durch einzigartiges Risiko-Knowhow und besondere finanzielle Solidität aus. Sie bietet ihren Kunden auch bei außergewöhnlich hohen Schäden finanziellen Schutz – vom Erdbeben in San Francisco 1906 bis zum Hurrikan Ida 2021. Munich Re besitzt herausragende Innovationskraft und ist hierdurch in der Lage, auch außergewöhnliche Risiken wie Raketenstarts, erneuerbare Energien oder Cyberrisiken abzusichern. Munich Re treibt die digitale Transformation innerhalb ihrer Branche in einer führenden Rolle voran und erweitert hierdurch ihre Risikoanalysefähigkeiten sowie ihr Leistungsangebot. Individuelle Lösungen und große Nähe zu ihren Kunden machen Munich Re zu einem weltweit nachgefragten Risikopartner für Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen.
Disclaimer
Diese Medieninformation enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf derzeitigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung von Munich Re beruhen. Bekannte und unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächliche Entwicklung unserer Gesellschaft, insbesondere die Ergebnisse, die Finanzlage und die Geschäfte, wesentlich von den hier gemachten zukunftsgerichteten Aussagen abweicht. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, diese zukunftsgerichteten Aussagen zu aktualisieren oder sie an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.