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Hochwasserrisiken nehmen zu
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Hochwasserrisiken nehmen zu

Mehr Prävention zur Vermeidung von Schäden nötig

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    Überschwemmungen zerstören jedes Jahr Werte in Milliardenhöhe. Alleine in den vergangenen fünf Jahren betrugen die Schäden durch Hochwasser weltweit rund 320 Mrd. US$, davon waren etwa 56 Mrd. US$ versichert.

    Die teuerste Hochwasserkatastrophe bislang ereignete sich im Juli 2021 in Mitteleuropa, als verheerende Sturzfluten in Westdeutschland mit Schwerpunkt im Ahrtal und in Nachbarländern Gesamtschäden von inflationsbereinigt 58 Mrd. US$ verursachten. Es war die teuerste Naturkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten. Der versicherte Anteil der Schäden blieb, wie oft bei Hochwasserereignissen, mit rund 15 Mrd. US$ vergleichsweise gering.

    Langfristig betrachtet sind Überschwemmungen nach Stürmen die Naturkatastrophe mit den weltweit höchsten gesamtwirtschaftlichen Schäden. Versichert ist meist nur ein kleiner Teil – und zwar nicht nur in ärmeren Ländern.

    Ein Beispiel aus 2023 dafür: In China verursachten verheerende Überschwemmungen als Folge von Taifun Doksuri Gesamtschäden von etwa 25 Mrd. US$, wovon nur ca. 2 Mrd. US$ versichert waren. 

    Auch in Industrieländern sind Hochwasserrisiken zum überwiegenden Teil nicht versichert. Ein Grund dafür ist das in manchen Regionen eingeschränkte Angebot von Versicherungsdeckungen. Aber auch die fehlende Nachfrage spielt eine Rolle – selbst in überschwemmungsgefährdeten Gebieten. So ist zum Beispiel in Deutschland die Hochwasserversicherung kein fester Bestandteil der Standard-Wohngebäudeversicherung. Die Versicherungsdichte gegen Hochwasser liegt daher deutschlandweit weiter bei etwa 50%, trotz aller Bemühungen zur Verringerung der Versicherungslücke.

    Daher wird auch ein großer Teil der Schäden durch das jüngste Hochwasser in Süddeutschland nach extremen Regenfällen Anfang Juni unversichert bleiben. Hinzu kommt: Ein Großteil der Hochwasserschäden entsteht an öffentlicher Infrastruktur wie Straßen, Bahnlinien, Deichen und Brücken, die meist nicht versichert sind. 

    Klimawandel verschärft Risikolage

    Rund um den Globus verändert der Klimawandel in vielen Regionen die Wahrscheinlichkeit extremer Niederschläge. Ansteigende Temperaturen in der Atmosphäre und der Meeresoberflächen beeinflussen auch Niederschlagsmuster. Da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, nehmen Starkniederschläge tendenziell zu. Zahlreiche vom Weltklimarat IPCC analysierte wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass deshalb in Zukunft in vielen Regionen mehr extreme Sturzfluten und Hochwasserkatastrophen zu erwarten sind.

    Wissenschaftler analysierten auch die Hochwasserkatastrophe in Europa vom Juli 2021. Nach ihrer Einschätzung spielte bei dem so genannten Ahrtal-Hochwasser der Klimawandel zumindest eine gewisse Rolle. Auch die jüngste Hochwasserkatastrophe im Juni in Süddeutschland hatte ein ähnliches Muster.

    Bei der Flutkatastrophe in Pakistan im Jahr 2022 nach heftigen Monsunregenfällen schätzen Forscher, dass die Intensität dieses Ereignisses durch den Klimawandel um die Hälfte im Vergleich zu einer Welt ohne Erderwärmung zugenommen hat und künftig weiter steigen wird. Die Schäden in Pakistan betrugen mindestens 15 Mrd. US$ – gemessen an der Wirtschaftskraft eine enorme Summe für das Land. 

    Gleichzeitig gilt Hochwasser als die Naturgefahr, bei der Schutzmaßnahmen wirken. In Europa zum Beispiel sind die um Wertezuwächse bereinigten Gesamtschäden tendenziell bereits gesunken, obwohl es immer wieder zu schweren Flussüberschwemmungen wie zum Beispiel 2002 und 2013 kam.

    Vorbeugende Maßnahmen

    Durch die Zunahme von Starkniederschlägen rücken auch Sturzflutereignisse abseits der großen Gewässer und in innerstädtischen Lagen in den Fokus. Hier ist das Risikobewusstsein vielerorts noch viel zu gering.

    Die unterschätzten finanziellen Risiken werden dann nur in geringem Umfang über Versicherungspolicen abgesichert. Haus- und Unternehmenseigentümer tragen in diesem Fall ihre Sach- oder Betriebsunterbrechungsschäden selbst – oder hoffen auf öffentliche Hilfsprogramme im Fall einer Katastrophe.

    Welche Art von Überschwemmungen gibt es?

    Überschwemmungen haben unterschiedliche Ursachen, für die es oft auch separate – auf die speziellen Risikosituationen zugeschnittene – Versicherungskonzepte gibt. Drei Haupttypen gibt es: Sturmflut, Flussüberschwemmung und Sturzflut. Hinzu kommt eine Reihe von Sonderfällen wie hoher Grundwasserstand, Tsunami, Dammbruchwelle, Gletscherseeausbruch, Muren und Schlammströme.

    Flussüberschwemmungen bauen sich in der Regel allmählich auf – manchmal jedoch in sehr kurzer Zeit. Sie dauern mehrere Tage bis hin zu Wochen. Die überflutete Fläche hängt von der Topografie ab und kann mehrere 1000 km2 erreichen, wenn das Flusstal flach und breit ist. In engen Tälern beschränkt sich die Überschwemmungsfläche auf ein relativ schmales Band entlang des Flusses. Hier kommen wegen der oft hohen Fließgeschwindigkeiten dann häufig wesentlich mehr Menschen zu Schaden.

    Für Versicherungsdeckungen ist daher eine genaue Risikobewertung entlang präziser Hochwasserzonierungen nötig. Die Kombination aus Präventionsmaßnahmen und Versicherung kann die finanzielle Belastung insgesamt gering halten.

    Sturmfluten betreffen nur relativ schmale Küstenstreifen, bergen aber riesige Schadenpotenziale und forderten in der Vergangenheit die höchste Zahl an Menschenleben. Der aufgrund der Klimaerwärmung ansteigende Meeresspiegel erhöht an vielen Küsten der Welt die Sturmflut- und Erosionsgefahr.

    Allerdings sorgten mancherorts Investitionen in stark verbesserte Schutzmaßnahmen und insbesondere die Weiterentwicklung der Vorhersage- und Warnmöglichkeiten in den vergangenen Jahren dafür, dass Sturmflutkatastrophen weniger schlimm ausgefallen sind.

    Sturzfluten treten auf, wenn der Boden kurzzeitige, intensive Niederschläge nicht mehr aufnehmen kann. Sie entstehen meist in Verbindung mit Gewittern. In abschüssigem Gelände kann das eine schwallartig ansteigende Hochwasserwelle auslösen, die schnell auch Gebiete außerhalb der Unwetterzone erreicht.

    Kritisch sind mechanische Kräfte durch die hohen Fließgeschwindigkeiten und mitgerissenem Schlamm oder Treibgut: Beides kann Gebäude zum Einsturz bringen und erhöht die Schäden enorm. Aber auch in ebenem Gelände kann sich Niederschlagswasser in Geländemulden (oder Kellern und Tiefgaragen) sammeln und zu lokalen Überflutungen mit hohen Wasserständen und Schäden führen.

    Was oft unterschätzt wird: Sturzfluten können praktisch überall auftreten, auch weit abseits von fließenden Gewässern. Sie vorherzusagen ist nahezu unmöglich. Damit sind kurzfristige Maßnahmen zur Schadenreduktion so gut wie ausgeschlossen. Generelle Vorsorge und besseres Wissen um das Risiko von Sturzfluten sind deshalb enorm wichtig.

    Sturzfluten gehen oft in Flusshochwasser über, wie etwa 2021 bei den Ahrtal-Überschwemmungen.

    Vorsorge- und Versicherungslösungen für wasserbedingte Risiken

    Zum Schutz vor Hochwasser werden entlang der Gewässer vielfach Deiche, Flutmauern und Rückhaltebecken gebaut. Die individuelle Schadenvorsorge umfasst geeignete Maßnahmen an Gebäuden. Um dem Flutrisiko abseits von Gewässern zu begegnen, ist eine Elementarschaden-Police ein ideales Instrument. Allerdings sollten Policen in erster Linie solche Schäden decken, die die Versicherten substanziell treffen oder gar ruinieren. Gleichzeitig dürfen sie die Bereitschaft zur Eigenvorsorge nicht verringern.

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