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Erdbeben - Tödliches Risiko, verheerende Schäden

Prävention kann Leben retten

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    Erdbeben sind die tödlichste Naturgefahr und verursachen extreme Schäden. Sie lassen sich nicht vorhersagen: Frühwarnungen sind nur wenige Augenblicke vor den Schockwellen möglich. Erdbebensichere Bauten und Infrastruktur in Risikogebieten müssen daher bei der Prävention im Vordergrund stehen. Damit lassen sich Menschenleben so gut wie möglich schützen.

    Die Fakten:

    • Rund die Hälfte aller Todesopfer bei Naturkatastrophen weltweit seit 1980 kamen bei Erdbeben ums Leben – entweder als Folge der starken Erdstöße oder davon ausgelöster Tsunamis.
    • Das Tohoku-Erdbeben von 2011 vor der Küste Japans ist mit Gesamtschäden von 135 Mrd. US$ (inflationsbereinigt) bis heute das teuerste Erdbeben. Als Folge des Bebens der Magnitude 9,0 zerstörte ein Tsunami zahlreiche Küstenstädte und verursachte die Atomkatastrophe von Fukushima.
    Quelle: Munich Re NatCatSERVICE, Februar 2025
    • Eines der verheerendsten Erdbeben ereignete sich im Februar 2023 in der Türkei an der Grenze zu Syrien. An der so genannten Ostanatolischen Verwerfung kam es auf einer Fläche so groß wie halb Deutschland zu verheerenden Erdstößen. Die stärksten Beben hatten nach Angaben des USGS (United States Geological Survey) eine Magnitude von 7,8 und 7,5. Mehr als 60.000 Menschen kamen ums Leben.

    Über 90 Prozent der Erdbeben ereignen sich in Regionen, in denen großtektonische Platten aneinander grenzen. An den Verwerfungen befinden sich auch viele aktive vulkanische Gebiete. In so genannten Konvergenzzonen schiebt sich eine ozeanische unter eine kontinentale Platte. Man spricht von einer Subduktionszone, etwa an der Pazifikküste vor Südamerika oder vor Japan.

    Dagegen gleiten bei Transformstörungen Platten horizontal aneinander vorbei, zum Beispiel am San-Andreas-Graben in Kalifornien. In der Türkei drücken die eurasische und die arabische Kontinentalplatte die anatolische Platte in Richtung Westen.

    Die stärksten Erdbeben entstehen an Konvergenzzonen (Chile 1960, Sumatra 2004, Japan 2011), gefolgt von Transformzonen-Beben (San Francisco 1906, Türkei 2023) und Divergenzzonen. Die Herde der Beben an Konvergenzzonen liegen häufig im Meer vor den Küsten. Sie weisen ein hohes Maß an Tsunamigefährdung auf.

    Der bei einem Erdbeben auftretende Schaden hängt neben den Erdbebenparametern selbst (Magnitude, Distanz, Bebendauer) und den lokalen Untergrundbedingungen stark von der Konstruktion der betroffenen Bauwerke ab. 

    Stärkere Erdbeben verursachen zudem häufig Folgeeffekte mit hohem Schadenpotenzial. Zu ihnen zählen Tsunamis wie bei dem Sumatra-Beben von 2004 mit rund 200.000 Toten oder dem Erdbeben vor der Küste Japans 2011. Auch Erdrutsche, Bodensetzung und Bodenverflüssigung (Liquefaction) mit häufig sehr hohen Sachschäden sind solche Folgen.

    Vorsorge steht im Mittelpunkt

    Die wichtigste Vorsorge ist die stabile Konstruktion von Gebäuden und Infrastruktur, damit sie den enormen Kräften starker Erdbeben standhalten. Üblicherweise ist dies in nationalen Bauvorschriften geregelt, die oft nur Neubauten betreffen. Meist steht dabei der Schutz von Menschenleben im Vordergrund. Dafür soll die Standfestigkeit des Bauwerks gewährleistet werden, Sachschäden werden in Kauf genommen. Neuere Richtlinien wie z. B. in den USA, Japan und Neuseeland berücksichtigen jedoch zusätzlich das Kriterium der Minderung von Sachschäden. Planerische Lösungen wie das bewusste Meiden hochgefährdeter Gebiete werden aber häufig vernachlässigt.

    Versicherer müssen Erdbebenrisiken genau bewerten

    Es gibt zahlreiche Gebiete mit hoher Bevölkerungs- und Wertekonzentration, die in seismisch sehr aktiven Zonen liegen. Für die Versicherungswirtschaft erweist sich die mögliche Schadenakkumulierung in solchen Gebieten als eine zentrale Herausforderung. Umso wichtiger ist es, das Erdbebenrisiko sehr genau einschätzen zu können. Nur auf dieser Grundlage können Prämien für eine Versicherungsdeckung richtig kalkuliert und Risiken gemanagt werden. Versicherer tragen auch zur Minderung von Schäden bei, indem sie für das Zeichnen von Risiken zum Beispiel auf bautechnische Verbesserungen oder Landnutzungsbeschränkungen bestehen.

    Die Erdbebenversicherung ist üblicherweise ein Zusatz zur klassischen Feuerdeckung oder Bestandteil einer EC-Police (Extended Coverage). Substanzielle Selbstbehalte sollen Schadenkumule begrenzen und sind Voraussetzung, um Erdbebenrisiken zu decken. Im Vergleich zu Sturmdeckungen ist die Versicherungsdichte für Erdbeben ähnlich wie bei Überschwemmungsrisiken im weltweiten Maßstab relativ gering.

    Insbesondere in ärmeren Ländern sollte die Versicherung von Erdbebenrisiken ausgebaut werden, um im Katastrophenfall die finanzielle Last für die Menschen zu lindern und einen raschen Wiederaufbau zu ermöglichen. Ein Vorbild könnte der Turkish Catastrophe Insurance Pool (TCIP) sein, der bei dem Beben in der Türkei 2023 als verpflichtende Versicherung für Wohngebäude einen erheblichen Anteil der Gebäudeschäden gedeckt haben dürfte. Seit Einrichtung des TCIP ist in der Türkei die Versicherungsdichte bei Wohngebäuden gegen Erdbebenschäden landesweit auf mehr als 50% angestiegen.

    Ziel solcher Versicherungspools ist es, durch geeignete Vorgaben noch eine weit höhere Versicherungsdichte zu erreichen. Mit ihrer Expertise kann die Versicherungswirtschaft dann auch dazu beitragen, dass Maßnahmen zur Schadenminderung konsequent umgesetzt werden.

    (aktualisiert März 2025)

    Lösungen für Risikobewertung und -management

    Munich Re erfasst die Risiken durch Erdbeben systematisch und wirkt an Initiativen mit, um Gebäude und Infrastruktur stabiler zu machen. Gleichzeitig lässt sich mit dem Ausbau von Versicherungen insbesondere in gefährdeten Schwellen- und Entwicklungsländern die finanzielle Absicherung der Menschen verbessern.

    Profitieren Sie von unserer jahrzehntelangen Erfahrung in der Bewertung geophysikalischer Risiken. Munich Re bietet Lösungen für Ihre spezifischen Herausforderungen.

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    Martin Käser
    Martin Käser
    Head of Geophysical & Parametric Risks
    Tobias Grimm
    Tobias Grimm
    Chief Climate Scientist