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Wirbelsturmsaison 2024 hinterlässt überdurchschnittlich hohe Schäden
Wirbelsturmsaison 2024 hinterlässt überdurchschnittlich hohe Schäden
© Felix Mizioznikov / Adobe Stock
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    Einige besonders starke Stürme haben die Wirbelsturmsaison 2024 geprägt und zu Schäden weit über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre geführt. Sehr hohe Wassertemperaturen befeuerten die Stärke der Stürme – ein weiterer deutlicher Hinweis auf den Einfluss des Klimawandels. 
    Thomas Blunck
    © Andreas Pohlmann
    Die Gesamtzahl der tropischen Wirbelstürme in dieser Saison war eigentlich unauffällig. Was auffiel ist, wie sich einige Stürme explosionsartig verstärkt haben, die extreme Niederschläge mit sich brachten. Ein Zusammenhang dieses Phänomens mit dem Klimawandel wird immer deutlicher. Bei einem dieser Stürme, Hurrikan Helene, starben in den USA hunderte Menschen. Mehr Investitionen in Prävention und Stärkung der Resilienz sind entscheidend, um das Leben von Menschen bei künftigen Stürmen besser zu schützen.
    Thomas Blunck
    Mitglied des Vorstands

    Die Hurrikan- und die Taifun-Saison in Zahlen:

    Während der Sturmsaison verursachten tropische Wirbelstürme im Nordatlantik (Hurrikane) und Nordwestpazifik (Taifune) nach vorläufigen Schätzungen Gesamtschäden in der Größenordnung von 133 Mrd. US$, davon waren etwa 51 Mrd. US$ versichert. Das sind deutlich höhere Schäden als im Schnitt der vergangenen zehn (89,2/35,1 Mrd. US$) und 30 Jahre (62,6/23,7 Mrd. US$). Damit gehört die Saison 2024 zu den teuersten der vergangenen zehn Jahre, nur übertroffen von 2017. Die Schäden bedeuten auch, dass das laufende Jahr die Schwelle von versicherten Schäden von 100 Mrd. US$ bereits übertroffen hat.

    Dafür verantwortlich war im Wesentlichen die heftige Hurrikansaison im Nordatlantik (1. Juni bis 30. November), die in Nordamerika zu Schäden von etwa 110 Mrd. US$ führten. Die versicherten Schäden dürften etwa 49 Mrd. US$ erreichen. Die Schadenssummen lagen damit deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen zehn und 30 Jahre (67,6/30,1 und 46,9/20,9 Mrd. US$).  

    Im Nordatlantik wurden 18 tropische Wirbelstürme gezählt. Elf erreichten Hurrikanstärke, fünf davon waren schwere Hurrikane der Kategorien 3-5 mit Windgeschwindigkeiten oberhalb von 177 km/h (110 mph). Damit lag die Hurrikansaison deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von zwölf Stürmen mit 6,4 Hurrikanen, darunter im Schnitt 2,8 schwere Hurrikane – und auch sichtbar über dem Durchschnitt der Warmphase im Nordatlantik ab 1995 (15,7/7,5/3,3).

    Im Nordwest-Pazifik ereigneten sich 25 Stürme mit 15 Taifunen, darunter neun Taifune der höchsten Kategorien 3-5. 18 der Stürme, darunter 13 Taifune, trafen auf Land. Auffällig war, dass Taiwan gleich von drei schweren Stürmen (Gaemi, Krathon, Kong-Rey) getroffen wurde.

    Die Gesamtschäden der bisherigen Taifunsaison, die oft noch nach November Stürme hervorbringt, betrugen schätzungsweise 22 Mrd. US$, wovon nur rund 2 Mrd. US$ versichert waren. Die Anzahl der Stürme lag leicht unter den langfristigen Durchschnittswerten der vergangenen 30 Jahre (25,5 Stürme mit 16 Taifunen, davon 9,3 starke Taifune). Die Gesamtschäden lagen über, die versicherten Schäden leicht unter den Durchschnittswerten der vergangenen zehn und 30 Jahre (19,4/4,5 und 14,2/2,4 Mrd. US$).

    Die teuersten Stürme des Jahres

    Die Hurrikansaison 2024 brach bereits früh Rekorde – mit dem zweiten Sturm, Hurrikan Beryl. Beryl verstärkte sich extrem schnell innerhalb von nur 42 Stunden von einem normalen tropischen Wirbelsturm zu einem Hurrikan der höchsten Stufe fünf. Er war damit auch der erste Kategorie-5-Hurrikan so früh in einer Saison. Es folgten einige milde Wochen mit nur sehr geringer Sturmaktivität. Eine Serie von extremen Wirbelstürmen mit enormen Zerstörungen, Schäden und vielen Todesopfern beendete die Ruhe in der zweiten Hälfte der Saison.

    Der teuerste Wirbelsturm gemessen an den Gesamtschäden war Hurrikan Helene. Er traf Ende September in Florida als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie mit Windgeschwindigkeiten bis 225 km/h in der dünn besiedelten „Big Bend“-Region auf Land. Neben den Windschäden richtete Helene durch extreme Niederschläge auch weiter nördlich bis in die Bundesstaaten North Carolina und Georgia enorme Schäden durch Sturzfluten und Hochwasser an. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben, insbesondere bei den schweren Sturzfluten in den nördlicheren Staaten. Die Gesamtschäden betrugen schätzungsweise 56 Mrd. US$, davon waren etwa 16 Mrd. US$ versichert (einschließlich durch das National Flood Insurance Program, NFIP, gedeckter Schäden).

    Nur zwei Wochen danach donnerte Hurrikan Milton nahe Sarasota in Florida an Land und verursachte an der Südwestküste des Bundesstaates enorme Sturm- und Flutschäden. Mit einem Gesamtschaden in der Größenordnung von etwa 38 Mrd. US$ und versicherten Schäden von etwa 25 Mrd. US$ (einschließlich NFIP) war er der kostspieligste Sturm des Jahres für die Versicherer. Milton traf den dicht besiedelten Südwesten Floridas südlich von Tampa als sehr starker Hurrikan der Kategorie 3 mit Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h (124 mph). Das ersparte der Region um Tampa und der sehr flach gelegenen Tampa Bay mit insgesamt etwa zwei Millionen Bewohnern einen Volltreffer mit extremer Sturmflut. Dieses Szenario war ursprünglich befürchtet worden und hätte noch sehr viel höhere Schäden verursacht.  

    Dennoch brachte Milton durch seine Verstärkung in einen Hurrikan der höchsten Kategorie über dem warmen Golf von Mexiko eine enorme Flutwelle mit sich. Obwohl er sich vor Auftreffen auf Land abschwächte, drückte er eine extreme Sturmflut an Land, die südlich des Sturms mit bis zu zwei Metern hohen Flutwellen rund 200 km (120 Meilen) Küste überspülte.

    Teuerster Taifun in Asien – und drittteuerster Wirbelsturm der Saison weltweit – war Taifun Yagi. Er traf als extremer Sturm die Philippinen, die chinesische Insel Hainan und den Südzipfel der chinesischen Provinz Guangdong, bevor er am 7. September* den Norden Vietnams als Taifun der Kategorie 3 traf. Bei dem Landfall in China hatte Yagi noch Windstärken der zweithöchsten Taifun-Kategorie 4. Für Vietnam war es der stärkste Wirbelsturm seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen 1945. Er zog auch über Myanmar, wo mehr als 400 Menschen starben.

    Hunderttausende Häuser wurden zerstört, Millionen von Menschen waren von den Folgen des Taifuns betroffen. Der Gesamtschaden betrug schätzungsweise 14 Mrd. US$, davon war eine Größenordnung von 1 Mrd. US$ versichert.

    Effekte des Klimawandels werden deutlicher, ENSO-Schwankung beeinflusst Sturmanzahl

    Eine wichtige Rolle bei der Anzahl der Stürme spielt regelmäßig die natürliche Klimaschwankung ENSO („El Niño/Southern Oscillation“), eine Temperaturschaukel im Pazifik mit Fernwirkungen auf Wetterextreme in vielen Regionen weltweit. Der erwartete Übergang nach einem Jahr mit El Niño-Bedingungen in Richtung einer La Niña-Phase verlief etwas langsamer als erwartet.

    Für die Hurrikane im Nordatlantik bedeutete dies geringer als erwartete sturmfördernde Bedingungen. Zudem wirkte über Wochen eine sehr trockene Luftschicht über dem Hauptentstehungsgebiet der Hurrikane dämpfend.

    Forschungsinstitute hatten ursprünglich mit mehr Hurrikanen gerechnet, da in einer La Niña-Phase tendenziell günstigere Rahmenbedingungen für die Entstehung von Wirbelstürmen herrschen und zugleich die Wassertemperaturen extrem hoch waren. Im Nordwest-Pazifik wurde wiederum die Sturmentstehung durch den langsameren ENSO-Übergang nicht in dem Umfang gedämpft wie bei einer richtigen La Niña-Phase zu erwarten gewesen wäre.

    Im Nordatlantik und im Golf von Mexiko lagen die Wassertemperaturen praktisch die gesamte Sturmsaison nahe oder über den Rekordwerten. Das hat nach Erkenntnissen vieler Forscher viel mit dem Klimawandel zu tun. Neue Studien zeigen einen deutlichen Einfluss dieses Effekts des Klimawandels auf Stärke und Niederschlagsmenge von Wirbelstürmen. So kam die so genannte „Rapid Attribution“-Forschung“ für Hurrikan Milton zu dem Schluss, dass die extremen Niederschläge  im heutigen Klima doppelt so wahrscheinlich sind wie in einer hypothetischen Welt ohne Klimawandel. Auch die Stärke des Sturms sei um 40 % höher ausgefallen. Ähnliche Studien liegen auch für Hurrikan Helene oder Taifune vor.

    Belege für den Einfluss des Klimawandels auf Wirbelstürme sehen Forscher auch in dem Trend, dass sich Stürme häufiger explosionsartig verstärken. So hatte sich Hurrikan Milton innerhalb nur eines Tages von einem normalen Tropensturm in einen Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten über 251 km/h (156 mph) verstärkt. Zu Beginn der Saison hatte auch Hurrikan Beryl diese extrem schnelle Verstärkung gezeigt.

     *Datum korrigiert

    Hinweis: Schätzungen von Marktschäden aus ähnlichen Ereignissen eignen sich nicht als alleinige Grundlage für die Schätzung des jeweiligen Munich Re-Anteils, da die Schadenstruktur selbst und die Underwriting-Strategie in den Regionen von Ereignis zu Ereignis verschieden sein können.

    Disclaimer
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    Experten
    Caoimhe Adams
    Caoimhe Adams
    Head of Climate Change Solutions
    Tobias Grimm
    Tobias Grimm
    Head of Climate Advisory and NatCat Data
    Andreas Lang
    Andreas Lang
    Climate Scientist
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