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Die gegenwärtigen Klimadaten machen für die Hurrikan-Saison 2024 im Nordatlantik eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Stürmen wahrscheinlich. Nach jetzigen Prognosen könnten deutlich mehr tropische Wirbelstürme entstehen als im langjährigen Durchschnitt. Wie viele davon auf Land treffen – und wo – lässt sich nur schwer vorhersagen. Bei einer höheren Anzahl von Stürmen sind aber auch mehr Treffer auf Land wahrscheinlicher. Zudem könnte dieses Jahr der Anteil der Stürme im Golf von Mexiko höher ausfallen und damit zu einem erhöhten Risiko von Landtreffern in der Karibik führen.
In Zahlen:
Basierend auf der Analyse der klimatologischen Bedingungen erwartet Munich Re für die Hurrikansaison 2024 mehr Stürme als üblich. Führende Forschungsinstitute1 halten etwa 23 benannte Wirbelstürme im tropischen Nordatlantik für möglich. Etwa elf davon könnten sich zu Hurrikanen entwickeln, davon etwa fünf zu schweren Hurrikanen mit Windgeschwindigkeiten über 110 mph (177 km/h).
Diese Schätzung liegt deutlich über dem langjährigen Mittel von 1950 bis 2023 (12,0 benannte Stürme, davon 6,4 Hurrikane mit 2,8 schweren Hurrikanen). Die Vorhersagen übertreffen auch deutlich die Sturmaktivität in der zyklischen Warmphase im Nordatlantik seit Mitte der 1990er Jahre (15,7 tropische Stürme, davon 7,5 Hurrikane mit 3,3 schweren Hurrikanen).
Die Hurrikansaison beginnt offiziell am 1. Juni und dauert bis Ende November, da außerhalb dieses Zeitraums die Wahrscheinlichkeit von tropischen Wirbelstürmen üblicherweise deutlich geringer ist.
Der Hintergrund:
Im tropischen Nordatlantik sind die Wasseroberflächentemperaturen derzeit auf Rekordniveau und um 0,5 bis 1,0°C über dem langjährigen Durchschnitt. Auch für die Hauptphase der Hurrikansaison werden weiter hohe Wassertemperaturen erwartet. Gleichzeitig wird die natürliche Klimaschwankung ENSO (El Niño/Southern Oscillation) im Pazifik sehr wahrscheinlich in eine so genannte La Niña-Phase umschwenken, deren Fernwirkungen auch starke Hurrikane im Nordatlantik begünstigt.
Es sind die beiden wesentlichen Einflussfaktoren für die Hurrikan-Aktivität: Es ist bekannt, dass hohe Wassertemperaturen im Nordatlantik wie derzeit in der Regel die Entstehung und Verstärkung von Hurrikanen begünstigt. Der ENSO-Zyklus brachte 2023 starke El Niño-Bedingungen – das Gegenstück einer La-Niña-Phase, die nun erwartet wird. El Niño-Jahre gehen häufig mit starken Höhenwinden über dem Nordatlantik einher. Diese so genannte vertikale Windscherung dämpft Wirbelstürme, da sie Sturmsysteme förmlich auseinanderbläst. Unter La-Niña-Bedingungen ist diese vertikale Windscherung geringer. Unter diesen Bedingungen können sich Wirbelstürme leichter entwickeln.
Ein weiterer möglicher Effekt von La Niña wirkt sich auf die Zugbahnen der Stürme aus. Zwischen den Azoren und Bermuda befindet sich normalerweise ein großes Hochdruckgebiet. Seine Stärke beeinflusst, wie weit einzelne Stürme nach Westen ziehen, bevor sie nach Norden abdriften. Während La Niña ist dieses Hochdruckgebiet oft stärker ausgeprägt, die Stürme können dadurch weiter nach Westen ziehen. Dadurch kann sich das Risiko in der Karibik und dem Golf von Mexiko erhöhen.
Hurrikane und der Klimawandel
Die Forschung geht davon aus, dass der Klimawandel zu einem höheren Anteil besonders starker Hurrikane und Stürmen mit extremen Niederschlägen beiträgt, nicht aber notwendigerweise zu einer insgesamt höheren Anzahl von Stürmen. Bei den außerordentlich hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik spielt der Klimawandel nach Meinung vieler Forscher allerdings eine deutliche Rolle.
Anja Rädler, Meteorologin und Klimaexpertin von Munich Re, kommentiert: „Prognosen für die Sturmaktivität in der Hurrikan-Saison sind immer mit Vorsicht zu genießen. Dieses Jahr sind aber zwei wichtige Einflussfaktoren so, dass sie vermutlich Wirbelstürme begünstigen – eine entstehende La-Niña-Phase gepaart mit sehr hohen Wassertemperaturen im tropischen Nordatlantik, dem Entstehungsgebiet der Hurrikane. Daher scheinen die Prognosen diesmal sicherer.“
Verwüstungen und Sturmfluten: Hurrikane verursachen Milliardenschäden
Treffen schwere Hurrikane auf die US-Küste, sind oft Schäden in vielfacher Milliardenhöhe die Folge. Weiter im Inland haben die mit Hurrikanen einhergehenden Sturmfluten und Überschwemmungen einen großen Einfluss auf das Schadenausmaß. Hurrikane gefährden nicht nur die südlichen und südöstlichen Bundesstaaten der USA, sondern auch die Nordostküste Nordamerikas einschließlich Kanadas. Deshalb kommt der Prävention durch stabile Gebäude und möglichst guten Frühwarnungen besondere Bedeutung zu, um Schäden zu mindern und Menschen zu schützen.
Die Prognosen für die Hurrikan-Saison senden ein eindeutiges Signal: Schadenprävention ist entscheidend. Natürlich lässt sich Monate vorher nie vorhersagen, wo und wann ein Hurrikan auf Land trifft. Eine Investition in stabilere Bauten ist aber auf jeden Fall sinnvoll – sie verhindert Schäden und kann Menschenleben retten. Deshalb unterstützt Munich Re schon seit vielen Jahren das Insurance Institute for Business & Home Safety (IBHS) in den USA, das mit einem Windkanal die Stabilität von Häusern in Echtgröße testet und Empfehlungen für stärkere Bauweisen gibt.
2023 wurden im Nordatlantik 20 tropische Wirbelstürme gezählt, davon sieben Hurrikane, von denen drei zu schweren Hurrikanen der höchsten Kategorie 3-5 wurden. Dabei blieben die Schäden der Stürme relativ glimpflich, und das trotz Hurrikan Idalia. Dieser extreme Sturm traf in Florida glücklicherweise an einem wenig besiedelten Küstenabschnitt auf Land. Viele der anderen Stürme drehten über dem Atlantik nach Norden und Osten ab, ohne auf Land zu treffen.
An der Westküste Mexikos am Pazifik verwüstete dagegen im Oktober des Jahres Hurrikan Otis den Urlaubsort Acapulco. Otis war mit Windgeschwindigkeiten von 265 km/h der stärkste Wirbelsturm, der jemals die mexikanische Pazifikküste traf. Die extremen Schäden werden vermutlich auch Einfluss auf künftige Bauweisen entlang der Küste haben, die bisher vor allem auf das Verringern von Erdbebenrisiken ausgerichtet sind.
Im westlichen Nordpazifik wirken sich die ENSO-Bedingungen ebenfalls auf die dortige Taifunsaison aus, allerdings mit etwa umgekehrten Vorzeichen als bei den Wirbelstürmen im Nordatlantik: La Niña begünstigt hier üblicherweise eine Taifunaktivität unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Im Zeitraum 1980 bis 2023 traten dort im Mittel 25,3 benannte Stürme, 15,9 Taifune und 8,8 große Taifune der Kategorie 3-5 pro Jahr auf.
1 Colorado State University, Tropical Storm Risk, University of Arizona
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