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Mit Volldampf in die Katastrophe
Mit Volldampf in die Katastrophe
© Topical Press Agency / Getty Images
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    15. April 1912: Die angeblich unsinkbare Titanic geht nach der Kollision mit einem Eisberg unter und reißt rund 1.500 Menschen in den Tod. Noch heute zählt der Untergang der Titanic zu den größten Schiffskatastrophen aller Zeiten.
    14. April 1912 kurz vor Mitternacht: das wachhabende Personal entdeckt direkt in Fahrrichtung voraus einen riesigen Eisberg. Umgehend wird ein Umrundungsmanöver eingeleitet. Jedoch zu spät. Der Luxusdampfer kollidiert bei voller Reisegeschwindigkeit mit dem rund 300.000 Tonnen schweren Eisgebilde. Nach der Schadenanalyse war schnell klar. Die Titanic wird sinken. Kurz nach Mitternacht werden Notrufe ausgesandt und die Evakuierung angeordnet. Die Passagiere realisieren die Gefahr nur sehr langsam. Einige Personen weigern sich sogar, in die Rettungsboote zu steigen – vielleicht immer noch im Glauben, das Schiff könne nicht sinken. Rund zwei Stunden später steht der Bug bereits fast komplett unter Wasser. Steil erhebt sich das Heck aus dem Meer. Der Schiffrumpf bricht. Die Titanic sinkt. Laut Edwin Mast, technisch-nautischer Experte bei Munich Re und Seefahrer mit Kapitänspatent, hätte es auch anders laufen können: „Hätte der Wachoffizier nicht versucht, dem Eisberg auszuweichen und wäre frontal mit ihm kollidiert, wäre der Ausgang der Katastrophe wahrscheinlich weniger tragisch gewesen.“
    Ein Konstruktionsdetail mit fatalen Folgen
    Der Rumpf der Titanic war der Länge nach durch vertikale wasserdichte Eisenwände in sechzehn Abteilungen unterteilt. Selbst wenn vier davon vollliefen – was als sehr unwahrscheinlich galt – sollte das Schiff nicht sinken. Doch bei der Kollision wurden sechs Abteilungen unterhalb der Wasserlinie aufgerissen. Fatale Folgen hatte dabei ein Konstruktionsdetail: Die Schotten waren nicht bis zum obersten Deck hochgezogen. Das Wasser lief zum Teil auch in benachbarte, unbeschädigte Abteilungen. Der vollgelaufene Bug drückte das Schiff nach unten. Die Biegemomente wurden so groß, dass der Schiffsrumpf brach und die Titanic sank.

    Nach dem Schock: Internationale Konferenz entwickelt Sicherheitsstandards

    Das tragische Ereignis rüttelte die weltweit führenden Schifffahrtsnationen wach. Höhere, international einheitliche Sicherheitsstandards sollten entstehen. Das erste Übereinkommen zum Schutz menschlichen Lebens auf See, SOLAS (International Convention for the Safety of Life at Sea), trat 1914 in Kraft und wurde in den folgenden Jahren mehrfach überarbeitet. Ab 1958 übernahm die im Rahmen der UN gegründete International Maritime Organisation (IMO) diese Konvention und entwickelt seitdem die Sicherheitsstandards weiter. Nach SOLAS müssen alle Passagiere und Crewmitglieder einen Platz in einem Rettungsboot haben. Heute sind nur noch geschlossene Rettungsboote zugelassen. Zusätzlich sind Rettungsinseln für ein Viertel der Passagiere an Bord vorgeschrieben. Spezialanzüge schützen Crewmitglieder während der Evakuierung vor dem Erfrieren. Viele Passagiere der Titanic verletzten sich, weil sie aus großer Höher auf die Rettungsboote sprangen. Evakuierungsrutschen reduzieren diese Gefahr heute deutlich.

    Wöchentliche Feuer- und Evakuierungsübungen

    Unklare Anweisungen und mangelhaftes Training führten auf der Titanic dazu, dass einige Rettungsboote mit nur wenigen Menschen zu Wasser gelassen wurden. Notfallschulungen sowie wöchentliche Feuer- und Evakuierungsübungen gehören heute auf Passagierschiffen zum Pflichtprogramm. Grundlage hierfür ist seit 1978 die International Convention on Standards of Training, Certification and Watchkeeping for Seafarers (STCW). Natürlich trägt auch die technische Entwicklung stark dazu bei, dass die Schifffahrt sicherer geworden ist: Die Titanic sendete mit stark eingeschränkter Sendequalität und Reichweite Morsecodes über Kurzwelle. Heute stehen nahezu weltweit digitale Satellitenverbindungen für die Kommunikation und die Ortung von Schiffen zur Verfügung.

    Mit den Schiffen wächst das Schadenpotenzial

    Trotz modernster Technik ist auch heute noch kein Schiff unsinkbar. Das Unglück der „Costa Concordia“ hat uns dies wieder vor Augen geführt und gezeigt, dass auch der menschliche Faktor nach wie vor eine entscheidende Rolle spielt. Rund 80 Prozent aller Schäden in der Kaskoversicherung von Schiffen lassen sich auf menschliches Versagen oder Fehlverhalten zurückführen. Edwin Mast beobachtet die aktuelle Risikosituation mit größter Aufmerksamkeit: „Immer mehr und immer größere Schiffe befahren unsere Weltmeere. Damit steigt auch das Großschadenpotenzial durch Havarie. Vor allem für kleinere Kasko-Transportversicherer kann ein Schadenereignis dieser Dimension fatale Folgen haben. Wir setzen deshalb weiterhin verstärkt auf die Unterstützung unserer Kunden in Schadenprävention und professionellem Risikomanagement.

    Tragische Schiffsunglücke

    1912 Untergang der „Titanic“ (1.500 Todesopfer
    1987 Untergang der Fähre „Doña Paz“ auf den Philippinen (4.386 Todesopfer)
    2002 Untergang der senegalesischen Fähre „Le Joola“ vor Gambia (1.863 Todesopfer)
    2012 Havarie der „Costa Concordia“ vor der Toskanischen Küste (30 Todesopfer, 2 Vermisste; Stand März 2012)

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