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Rund, aber gesund?
Rund, aber gesund?
© Patrick Strattner / Getty Images
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    „No sports“ antwortete Winston Churchill auf die Frage, warum er so alt geworden sei. Der ehemalige britische Premierminister war stark übergewichtig. Dennoch starb er erst 1965 – im damals biblischen Alter von 90 Jahren. Ein Einzelfall? Sicher ist: Wer heute ähnlich übergewichtig ist, kann eine Lebensversicherung allenfalls mit Risikozuschlägen abschließen. Doch diese könnten demnächst etwas niedriger ausfallen.

    Der Body-Mass-Index (BMI) spielt in der Risikoprüfung von Lebensversicherungen eine zentrale Rolle. Er gibt Auskunft darüber, ob ein Antragsteller übergewichtig oder sogar fettleibig ist und damit statistisch betrachtet ein erhöhtes Risiko im Versichertenkollektiv darstellt. Denn Menschen mit starkem Übergewicht leiden sehr häufig unter Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Diese Kombination ist wiederum ursächlich für eine ganze Reihe von so genannten Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber, chronischen Nierenleiden und sogar Krebs. Für Antragsteller mit einem deutlich erhöhten Body-Mass-Index werden deshalb risikoadäquate Zuschläge fällig.

    Wie schwer Winston Churchill war, ist nicht überliefert. Presseaufnahmen lassen jedoch vermuten, dass sein BMI deutlich über der Marke von 30 kg/m2 gelegen haben dürfte – der von der Weltgesundheitsorganisation definierten Schwelle zur Adipositas. Zur Veranschaulichung: Um Normalgewicht zu haben, also einen BMI zwischen 18,5 und 25 kg/m2, hätte der nur 1,73 Meter große Churchill maximal 76 Kilogramm wiegen dürfen. Dass er trotz starken Übergewichts ein Alter von 90 Jahren erreichte, deutet auf einen ansonsten guten Gesundheitszustand hin – ohne Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte. Was bedeutet dies für die Risikoprüfung und Tarifierung? Könnten stark übergewichtige Menschen mit normalem Blutdruck und unbedenklichen Cholesterinwerten also günstiger versichert werden?

    Entscheidend ist die gleichzeitige Betrachtung der Risikofaktoren

    „Ja“ lautet die Antwort – wenn es gelänge, die gesundheitlichen Einflüsse von BMI, Blutdruck und Lipiden gleichzeitig zu betrachten und ihre Interaktionen sowie deren Häufigkeit auf zuverlässiger Datenbasis in der Risikoprüfung zu berücksichtigen. Genau diesen Weg hat Munich Re nun mit einem neu entwickelten Risikokalkulator in ihrem Risikoprüfungstool MIRA beschritten. Der Unterschied zur herkömmlichen Risikoprüfung: Anstatt BMI, Blutdruck und Lipide eindimensional zu betrachten und anschließend die jeweiligen Einzelraten zu addieren, bewertet der neue Kalkulator die Interaktion und Korrelation der verschiedenen metabolischen Faktoren. Im Ergebnis führt dies zu einer Risikoprüfung, die sich noch näher am tatsächlichen Risiko bewegt.

    Ein profundes Verständnis für die Daten ist die Voraussetzung

    Die Grundlage für die Entwicklung des neuen Kalkulators war ein tiefes Verständnis für das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen metabolischen Faktoren auf der Basis entsprechend aussagekräftiger Daten. Doch obwohl in den westlichen Industrienationen die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig ist und jeder Dritte unter hohem Blutdruck oder erhöhten Cholesterinwerten leidet, liegen bislang keine hinreichend statistisch verwertbaren Datensätze vor.

    Die Versicherungswirtschaft selbst verfügt nur über Bestandsdaten – doch damit lassen sich Risikoverläufe gerade bei Antragstellern, die hohe Risikozuschläge nicht zu tragen bereit waren oder abgelehnt wurden, nicht analysieren. Denn sie fehlen im Bestand. Munich Re ist deshalb aktiv geworden und hat über einen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren Informationen von rund 1,5 Millionen Antragstellern aus dem US-Lebensversicherungsmarkt ausgewertet. Jeder Datensatz enthielt Angaben zu BMI, Blutdruck und Blutfetten und wurde durch einen so wohl nur in den USA möglichen Abgleich mit öffentlichen Sterberegistern über einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren betrachtet.

    Ob sich die Ergebnisse auf andere Länder und Kontinente übertragen lassen? Auch dieser Frage ist Munich Re nachgegangen. Nach Abgleich mit Studienergebnissen aus anderen Ländern und Regionen lautet die Antwort: Der relative Risikounterschied zwischen Menschen mit erhöhten metabolischen Werten und Menschen mit Normalwerten ist in jeder Bevölkerung etwa gleich groß. Regionale Besonderheiten gibt es jedoch bei der Häufigkeit von Übergewicht und anderen Risikofaktoren. Diese Unterschiede fließen in die verschiedenen MIRA-Regionalversionen des Kalkulators ein.

    Das Go-Live hat begonnen

    Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit und umfangreichen Tests ist der neue Risikokalkulator nun bereit für den Praxiseinsatz. Das Go-Live hat im April in Asien begonnen. Die Integration in sämtliche Regionalversionen von MIRA erfolgt sukzessive, sodass der neue Kalkulator bald weltweit allen Erstversicherungskunden von Munich Re zur Verfügung stehen wird.
    Unser Experte
    Alban Senn
    Dr. Alban Senn
    Chief Medical Officer, Head of Medical Research & Development

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