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Gesucht: neue Instrumente für die Steuerung
So gibt es aufgrund des historisch niedrigen Zinses und der gleichzeitigen Einführung von Solvency II inzwischen kaum noch Spielräume für eine aktive Bilanzsteuerung. Lebensversicherer stehen vor divergierenden Anforderungen:
Der marktnahe Diskontzins unter Solvency II führt zu einer substanziellen Höherbewertung der Rückstellungen, die durch den Zuwachs im Marktwert der Investments in der Regel nicht vollständig kompensiert wird. Gleichzeitig ist erhebliches Kapital speziell für Zins- und Spreadrisiken vorzuhalten.
In der aktuellen Zinssituation ergibt sich auch aus den nationalen bzw. internationalen Bilanzregeln vielfach die Notwendigkeit einer sukzessiven Nachreservierung, die jedoch nach anderen Regeln erfolgt als die Bewertung nach Solvency II.
Zwar stehen zur Kompensation von Mehraufwänden Bewertungsreserven zur Verfügung. Deren freie Disponibilität ist in der Praxis aber durch die Regulierung zur Beteiligung von Versicherungsnehmern an Kapitalanlage-Gewinnen eingeschränkt. Darüber hinaus kann ein kurzfristiger Zinsanstieg zu einem massiven Verlust von Bewertungsreserven führen, ohne dass sich der Aufwand für die Nachreservierung auf der Passivseite in gleichem Maße reduziert.
Traditionell wurden entsprechende Herausforderungen im Asset-Liability-Management auf der Aktivseite durch den Einsatz strukturierter Finanzinstrumente bewältigt. Die aktuelle Situation ist aber insoweit schwieriger, denn anders als in der Vergangenheit ist auch die marktnahe Bewertung der Passivseite zu berücksichtigen – einerseits nach Solvency II, andererseits auf Basis der nationalen Regeln zur Bildung zusätzlicher Rückstellungen in der Handelsbilanz. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass die Möglichkeiten schrumpfen, diesen Bedarf über Finanzinstrumente abzudecken. Die Gründe dafür sind vielfältig: Beispielsweise scheuen Investmentbanken zunehmend davor zurück, Lebensversicherern maßgeschneiderte Finanzierungslösungen anzubieten, da ihnen unter Basel III dafür ihrerseits hohe Kapitalkosten entstehen.
Die Alternative: innovative Rückversicherungslösungen
Wie lassen sich die Kapitalanforderungen für Marktrisiken unter Solvency II besser und individuell steuerbarer machen? Diese Frage hat sich Munich Re schon vor einigen Jahren gestellt und inzwischen nicht-traditionelle Rückversicherungslösungen entwickelt, die genau dies ermöglichen. Denn durch den gezielten Transfer von Marktrisiken auf den Rückversicherer werden wahlweise die bestehenden Bewertungsreserven oder die technischen Rückstellungen stabilisiert – mit entsprechend positiven Effekten auf die Solvenzquote und die verfügbaren Eigenmittel.
Anders als Kapitalmarktprodukte wirken unsere Lösungen auf der Passivseite und versuchen neben der Ökonomie auch die Effekte in der Rechnungslegung zu optimieren. Von ihrer Grundstruktur ist eine Rückversicherung von Marktrisiken relativ einfach aufgebaut: Das Fundament aller Konstruktionen ist eine Quotenrückversicherung auf Normalbasis, durch die biometrische Risiken wie gewohnt an den Rückversicherer übertragen werden. Neu ist, dass mithilfe der gleichen Mechanik nun auch Marktrisiken – beispielsweise aus der künftigen Zinsentwicklung – in Rückdeckung genommen werden können.
Die Funktionsweise: einfach in der Mechanik, vielseitig in der Ausgestaltung
Das Konzept verdeutlicht man am besten im Vergleich mit traditioneller Rückversicherung. Bei einer sogenannten Rückversicherung auf Normalbasis übernimmt Munich Re alle Verpflichtungen aus dem zedierten Anteil und damit insbesondere auch den Aufwand für die Verzinsung der Rückstellungen mit dem Garantiezins. Im Gegenzug zahlt der Zedent neben den vereinbarten Prämienanteilen bei traditionellen Verträgen einen festen Depotzins. An genau diesem Punkt setzen die neuen Lösungen an: Bei diesen ist der Depotzins nicht mehr fest an den Garantiezins gebunden, sondern in Abhängigkeit vom Marktzins zielgenau auf die ökonomischen Bedürfnisse des Erstversicherers angepasst; selbstverständlich geschieht dies im Rahmen der aufsichts- und bilanzrechtlichen Regeln (vgl. Abb. 1).
Die Fülle der Möglichkeiten ist, je nach Bedarf, sehr groß: So kann der Depotzins zum Beispiel unmittelbar an den jeweils aktuellen Kapitalmarktzins gebunden werden. Bei diesem Ansatz kann ein Erstversicherer sein Zinsrisiko unter Solvency II signifikant senken. Denn er wird dadurch in seiner Netto-Position unabhängig von künftigen Zinsschwankungen und bekommt vom Rückversicherer immer den Garantiezins als Gegenleistung. Noch ein Beispiel: Der Depotzins ließe sich auch an die Rendite eines Referenzportfolios binden, welches die Kapitalanlage des Erstversicherers bestmöglich spiegelt. Auf diese Weise würde der Rückversicherungsvertrag das Kapitalanlage-Ergebnis glätten, sodass sich je nach Ausgestaltung beispielsweise das Spreadrisiko unter Solvency II reduzieren ließe. Für beide Beispiele hat die Rückversicherung auch einen unmittelbar positiven Einfluss auf die Bewertung von Optionen und Garantien.
Wichtiger Nebeneffekt: Optionen und Garantien
Dieses Konzept hat zur Folge, dass selbst in der aktuellen Situation sehr niedriger Renditen auch solche Szenarien zu berücksichtigen sind, bei denen signifikante Mehrerträge aus Kapitalanlagen erwirtschaftet werden könnten. Für die daraus fiktiv anfallende zukünftige Versicherungsnehmer-Beteiligung ist unter Solvency II bereits heute eine Rückstellung in Höhe des sogenannten Zeitwerts von Optionen und Garantien (kurz TVOG) zu bilden. Diese Regel ist selbst dann anzuwenden, wenn aus den heute vorhandenen Kapitalanlagen (und der erwarteten Wiederanlage) Renditen oberhalb des Garantiezinses mittelfristig kaum zu erwarten sind.
Gegensteuern lässt sich mit einer strukturierten Rückversicherungslösung. Das Prinzip: Munich Re trägt die Risiken einer negativen Kapitalmarktentwicklung und wird dafür im Gegenzug am Upside-Potenzial durch höhere Kapitalanlage-Ergebnisse beteiligt. Der positive Effekt dieser Lösung ist eine nachhaltige Stabilisierung der Gewinne sowohl für den Versicherungsnehmer als auch für den Erstversicherer. Letzterer profitiert bei zu geringen Anlagegewinnen von einer vollständigen Zinsentlastung. Dies senkt die Volatilität im Anlage-Ergebnis und führt insbesondere zu einer spürbaren Reduktion der Rückstellungen für den TVOG und damit zur Stärkung der Eigenmittel.
Großes Potenzial auf weiteren Anwendungsfeldern
Mit strukturierten Rückversicherungslösungen ist es also möglich, gezielt Effekte im Asset-Liability- Management zu erzeugen. Dabei reichen die Anwendungsfelder weit über die teilweise Immunisierung gegen künftige Kapitalmarktentwicklungen zum Absenken des Risikokapitalbedarfs und der Belastung aus der Bewertung von Optionen und Garantien unter Solvency II hinaus. Das Modell erlaubt es auch, die Duration auf der Passivseite zu reduzieren oder bestehende Bewertungsreserven auf dem heutigen Niveau zu sichern, damit sie zukünftig zielgerichtet für die Finanzierung von zinsgetriebenen Nachreservierungen zur Verfügung stehen. Aktuell stellt sich dieses Problem beispielsweise in Deutschland und Österreich, wo über die kommenden Jahre eine Zinszusatzrückstellung zu bilden ist. Eine entsprechende Rückversicherung erlaubt es dem Erstversicherer, schnell und einfach den Aufbau der Zinszusatzreserve via Rückversicherung zu finanzieren, ohne dafür auf unsichere künftige Bewertungsreserven angewiesen zu sein.
Die in der Praxis bereits bewährten Lösungen eröffnen entsprechend viele weitere Perspektiven für die finanzielle Steuerung und schaffen neue Freiräume in der Kapitalanlage. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen und gemeinsam neue Wege zu gehen. Munich Re steht dafür als Partner bereit.
Weitere Informationen und Analysen finden Sie auch in unserer aktuellen „Daktylos“-Broschüre und auf unseren Internetseiten: https://www.munichre.com/de.html
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