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Psychische Erkrankungen
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    Leistungsprüfer in der deutschen BU-Versicherung müssen sich wachsenden Herausforderungen stellen: Die Zunahme der Leistungsanträge, die Erhöhung der Komplexität bei Leistungsprüfungen – aufgrund einer Zunahme der Diagnosen aus dem psychiatrischen Formenkreis – , wiederholte Nachprüfungen und häufig geringe Reaktivierungsquoten haben die Leistungsprüfung nachhaltig verändert.

    Die Zunahme der absoluten Zahl von Leistungsanträgen ist einfach zu erklären. Die Kombination von Alterung des Portfolios und stabiler Bestandsgröße führt zu einer Zunahme der Anzahl der Leistungsanträge. Dieser Effekt wird bei Gesellschaften mit wachsendem Neugeschäft sogar verstärkt.

    Eine der Ursachen der Zunahme des Leistungsauslösers `Psyche´ stellt schlechthin die Zunahme psychischer Diagnosestellungen dar. Die Gründe hierfür sind vielfältig, eine wichtige Ursache ist in der wachsenden psychomentalen Beanspruchung in einer immer komplexeren Arbeitswelt zu sehen, die aufgrund von Flexibilisierung und Arbeitsverdichtung hohe mentale Anforderungen über alle Berufssparten hinweg darstellt.1

    Psychische Erkankungen haben sich nicht nur als zweithäufigste Ursache bei Krankschreibungen in Deutschland etabliert – sie sind auch mittlerweile die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Frühberentungen. Im Vergleich zu anderen Diagnosegruppen treten Berentungsfälle wegen psychischer Krankheiten zudem deutlich früher ein.2

    Für Versicherungen resultieren daraus längere Fallbearbeitungszeiten, welche beim Kunden zu nachvollziehbarer Unzufriedenheit führen und damit die Bewertung des BU Produkts auf einschlägigen Rating-Internetseiten negativ beinflussen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die wichtige Frage, wie diesen Herausforderungen begegnet werden kann.

    Dazu drei Thesen: 

    1. Die Digitalisierung in der Leistungsprüfung schafft neue Freiräume

    Aufgrund der zunehmenden Zahl von psychischen Diagnosen und der damit einhergehenden Zunahme der Komplexität in der Leistungsprüfung kommt einer schnellen und effizienten Leistungsprüfung eine besondere Bedeutung zu. Hier setzen regelbasierte Automatisierungslösungen an, darunter auch unser Claims Risk Assessment Tool CLARA: 

    Nach Eingang der Schadenmeldung bereitet es zunächst ein regelbasiertes Telefoninterview vor. Auf diese Weise ermöglicht es dem Leistungsprüfer, den Schwierigkeitsgrad des Schadens bereits zu Beginn einzuschätzen. Die Vorteile für Versicherer und Kunden liegen auf der Hand: 

    • Erhöhte Kundenzufriedenheit: CLARA hilft Leistungsprüfern dabei, Schäden strukturiert, einheitlich und auch für Dritte nachvollziehbar zu managen. Durch die regelbasierten Abfragen können auch weniger erfahrene Mitarbeiter bereits beim Erstkontakt alle individuell relevanten Daten aufnehmen, die Erstbeurteilung wird beschleunigt. Aber das Lösungsangebot geht noch weiter: Eindeutige Leistungsfälle, wie etwa bestimmte Krebserkrankungen können im Rahmen eines „pay & finalize“ Vorgehens bei Vorliegen von definierten Kriterien identifiziert und zeitnah bereits bei der ersten Abfrage der Schadensursache entschieden werden. 
    • Mehr Effizienz: Durch schlankere Prozesse in der Schadenbearbeitung werden Ressourcen frei: Eine durchschnittliche Reduktion von 50% der Schadensbearbeitungszeit konnte schon jetzt erreicht werden. Auch die Einbindung von externen Dienstleistern lässt sich zielgerichtet und effizient steuern. Die frei werdenden Kapazitäten können für komplexe und teure Fälle oder für Nachprüfungen eingesetzt werden.
    • Data Analytics: CLARA ebnet den Weg in die digitalisierte Leistungsprüfung und hilft Versicherern dabei, gesammelte Daten zur Portfolio-Optimierung zu nutzen. Das Tool ermöglicht eine Analyse aller Schadendaten, auch aus abgelehnten Anträgen. Dies dient als Basis für den gezielten Einsatz von Data Analytics, zum Beispiel durch Identifikation von Schadentrends und deren Konsequenzen für Produktentwicklung und Pricing. 

    Das Angebot an automatisierten Lösungsansätzen für den Leistungsprüfer entwickelt sich allerdings weiter: Über eine regelbasierte Unterstützung können häufige Schadensdiagnosen – auch aus dem komplexen psychiatrischen Spektrum – im Abgleich mit dem beruflichen Anforderungsprofil so gut eingeschätzt werden, dass der Leistungsprüfer nicht nur bei Bewertung des Ausmaßes der individuellen Leistungseinschränkungen (BU-Gradermittlung) unterstützt wird. Auch die Erhöhung der Transparenz bei Entscheidungen und die Fokussierung auf die wesentlichen medizinischen Aspekte, die bei einer Nachprüfung im Vordergrund stehen sollten, tragen zu einer Verbesserung des Leistungsprüfungsprozesses bei. 

    2. Es lohnt sich, in Prävention zu investieren

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Risiken für psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und präventiv gegenzusteuern. Eine davon besteht darin, die Leistungsprüfung durch ein modernes Leistungsfähigkeits-Management zu ergänzen. Versicherte können sich dann beispielsweise über einen hinzugezogenen externen Anbieter in Krisensituationen beraten lassen oder Strategien zur Stärkung der eigenen psychischen Resilienz erlernen. In vielen Fällen reicht allein das Angebot, um die Leistungsfähigkeit des Betroffenen zu steigern. Der Ausbruch von Neuerkrankungen kann in vielen Fällen verhindert werden und die Anzahl von Dauererkrankungen, die zur Berufsaufgabe führen, verringert werden. Ein Blick auf die Niederlande zeigt positive Effekte bei der Zahl der Berentungen durch vielfältige Maßnahmen. Laut OECD zählte dort im Jahr 2002 die Anzahl der Rentenempfänger aufgrund von Berufsunfähigkeit zu den weltweit höchsten. Reformen führten dazu, dass die Neuberentungen generell binnen weniger Jahre um 60 % zurückgingen.3 Der Rückgang der Leistungsempfänger wurde unter anderem durch die folgenden Maßnahmen erzielt: 

    • Das so genannte „Gatekeeper“-Gesetz verpflichtet alle am Reintegrationsprozess Beteiligten dazu, ein standardisiertes Verfahren einzuhalten. 
    • Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind an der Ausarbeitung eines beruflichen Wiedereingliederungsplans beteiligt. Dieser muss spätestens acht Wochen nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit vorliegen. Werden die Reintegrationsbemühungen als unzureichend bewertet, kann sich der staatliche Leistungsträger im weiteren Verlauf eine Auszahlung der Leistung vorbehalten. 
    • Die Höhe des Beitragssatzes für den Arbeitgeber berechnet sich aufgrund der unternehmensspezifischen Schäden: Viele Schäden führen zu höheren Beitragszahlungen und umgekehrt. 
    • Die Dauer der betrieblichen Zahlung von Krankengeld wurde von 12 auf 24 Monate erhöht, was eine starke Ausweitung betrieblicher Reintegrationsprogramme zur Folge hatte. 

    3. Digital mental health

    Studien zeigen, dass – trotz des in Deutschland vergleichsweise gut ausgebauten Versorgungssystems und der als besonders beeinträchtigend empfundenen Einschränkungen durch psychische Erkrankungen – weniger als die Hälfte der Betroffenen mit psychischen Erkrankungen in Behandlung sind. 4

    Fehlende Aufklärung, Stigmatisierung sowie die Unsicherheit bei den Betroffenen, ob eine behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt, sind dabei die größten Hürden. Darüberhinaus reicht das Angebot an Fachärzten und Psychotherapeuten nicht ansatzweise aus, um den Behandlungsbedarf zu decken. 

    Unstrittig ist, dass die frühe Einleitung einer leitliniengerechtenTherapie die Schwere der Symptomatik bei psychischen Erkrankungen positiv beeinflusst.

    Dieses Potential für eine verbesserte Aufklärung, Screening, Behandlung und Nachsorge ebnete den Weg für eine Vielzahl digitaler Angebote (Stichwort: Digital mental health), die den Zugang für Betroffene erleichtern und somit die Versorgungslücken schließen. 

    Da die digitalen Angebot in den Bereichen Aufklärung, Screening, Behandlung und Nachsorge ansetzen, sind sie in allen Aspekten bei der Vermeidung von Leistungsfällen infolge psychischer Erkrankungen relevant. 

    Obwohl eine Vielzahl internationaler Studien die Wirksamkeit von digitalen Behandlungsangeboten bereits in Forschungsprojekten nachgewiesen hat5, lässt die Integration solcher Lösungen in die deutsche Versorgungspraxis bislang noch auf sich warten. Für die BU-Versicherung sind Kooperationen mit Digital Health Startups ein zukunftsträchtiger Weg – können hierüber nicht nur der Krankheitsverlauf beeinflußt werden sondern auch der Zugang zur Zielgruppe der jungen Nutzer geschaffen werden, die sich mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen. 

    Gestalten Sie den Wandel aktiv mit

    Moderne Konzepte in der Prävention und digitale Lösungsansätze in der automatisierten Leistungsprüfung sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Ausrichtung am Markt. Munich Re verfügt über interdisziplinäre Expertise in den Bereichen medizinisches Consulting, Claims, Underwriting, und Data Management sowie über marktübergreifende Erfahrungen als führender Treiber von Innovationsthemen in der Versicherungsindustrie. Diese Expertise hilft Versicherungsunternehmen dabei, sich in Zeiten des digitalen Wandels an neue Marktgegebenheiten anzupassen. 

    1 Schütte, M. & Köper, B. Bundesgesundheitsbl. (2013) 56: 422 2 Deutsche Rentenversicherung – Positionspapier zur Bedeutung psychischer Erkrankungen, 2014 3 Estimating the effects of recent disability reforms in the Netherlands, Jan-Maarten van Sonsbeek and Raymond Gradus, VU University Amsterdam, https://www.researchgate.net/publication/272300560_Estimating_the_Effects_of_Recent_Disability_Reforms_in_the_NetherlandsDe Boelelaan 1105, S.7  4 Psychische Störungen in der allgemeinbevölkerung. F. Jacobi et.al. Nervenarzt (2014) 85;77 David Gratzer and Faiza Khalid-Khan. Internet-delivered cognitive behavioural therapy in the treatment of psychiatric illness. CMAJ, November 2015 DOI: 10.1503/cmaj.150007

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    Experten
    Alban Senn
    Dr. Alban Senn
    Chief Medical Officer, Head of Medical Research & Development
    Dr. Petra Robertson
    Medical Consultant Life

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