Riskante Dämme
5,5 Minuten Lesezeit
Publiziert am 01.02.2017

properties.trackTitle
properties.trackSubtitle
Risikofaktor Damm
Die drei häufigsten Ursachen für Zwischenfälle bei Tailings Storage Facilities (TSF) sind Erdbeben, Überlaufen und Hangrutsche. Bei Beben kann entweder der Damm selbst instabil werden oder durch sogenannte Liquefaktion brechen. Durch hohe Niederschlagsmengen kann die maximale Fassungsmenge einer TSF überschritten werden, wodurch Tailings aus dem Becken laufen. Dabei wird häufig auch der Damm selbst beschädigt. Sind die Hänge von Tailings Dams nicht flach genug oder beim Bau nicht ausreichend verdichtet worden, kommt es zu Rutschungen, die die Stabilität der Dämme bedeutend schwächen.
Vielversprechend ist die teurere Technik des „Dry Stacking“, bei der die Aufbereitungsrückstände vor der Ablagerung komplett getrocknet werden. Das Material wird aufgehäuft und verdichtet. Hierdurch wird der Bau großer Dämme überflüssig.
Neue Standards für Tailings-Becken
Auch in der Assekuranz hat ein Umdenken begonnen, nachdem Dammbrüche in den vergangenen Jahren mehrere Großschäden ausgelöst hatten. Ziel ist es, die Risiken besser einschätzen zu können, um auch künftig die Versicherbarkeit von Tailings Dams zu gewährleisten. Sinnvoll wäre in diesem Zusammenhang, den Bergbau mit seinen speziellen Risiken aus der gewöhnlichen Sachversicherung herauszutrennen. Munich Re ist in ihrer Einheit Corporate Insurance Partner (CIP) diesen Weg bereits gegangen. Denn anders als etwa für den Öl- und Gassektor ist in der Assekuranz traditionell kein eigener Geschäftsbereich für den Bergbau vorgesehen. Versicherungspolicen werden aus den Policenformularen für „gewöhnliche“ Sachrisiken anderer Branchen abgeleitet, indem man bergbauspezifische Zusätze hinzufügt. Dadurch hat die Produktentwicklung nicht mit den Bedürfnissen und Gefahren der Branche Schritt gehalten.
Pauschalvereinbarungen und höhere Limite
Bei der Lösung dieses Dilemmas kamen den Bergbauunternehmen die Weichmarktbedingungen der vergangenen Jahre zugute. Dadurch war es ihnen möglich, Pauschalvereinbarungen mit Versicherern abzuschließen, die auch Schäden aus Betriebsunterbrechungen umfassten. Die Limite hierfür sind immer weiter gestiegen, je weicher die Marktbedingungen geworden sind.
Individuelle Risikoeinschätzung nötig
Haben sich aus dem Fragebogen keine Ausschlusskriterien ergeben, müssen im nächsten Schritt Underwriter die Standfestigkeit der Tailings Dams individuell anhand von geotechnischen Gutachten ermitteln.
Denn keines dieser Bauwerke gleicht angesichts unterschiedlicher geologischer Bedingungen dem anderen. Wichtig ist hierbei unter anderem, aus welchem Material die Dämme gebaut sind, auf welche Weise sie erhöht werden und wie der Untergrund beschaffen ist, auf dem die Dämme errichtet wurden. Munich Re kommt bei diesem Evaluierungsprozess zugute, dass wir einzelne Bergbauprojekte bereits seit Jahrzehnten begleiten und auf die daraus gewonnene Expertise zurückgreifen können.
Fazit
Wie Schlammbecken entstehen
Je nach Bauweise sind Tailings Dams unterschiedlich stabil. Beim verbreiteten Upstream-Design lässt man die oberste Schicht der Schlammrückstände trocknen und nutzt sie dann als Fundament für die nächsthöhere Erdschüttung (siehe Abb. 1). Diese Variante hat den Vorteil, dass der Damm mit geringem Aufwand und damit kostengünstig errichtet werden kann. Ein derartiger Erdwall ist aber am wenigsten standfest. Das gilt vor allem dann, wenn er zu schnell in die Höhe wächst, ohne dass die oberste Abraumschicht bereits ausreichend getrocknet ist. Weitaus solidere Strukturen erhält man, wenn man den ursprünglichen Damm Centerline (2) oder Downstream (3) erhöht.

Beim Upstream-Design wird die oberste Schicht der Schlammrückstände getrocknet und als Fundament für die nächsthöhere Erdschüttung genutzt. Eine vergleichsweise solide Bauweise ist die Erhöhung des ursprünglichen Damms Centerline (2) oder Downstream (3).
1
Expert

Günter Becker
Underwriting Manager Mining
Verwandte Themen
Newsletter
properties.trackTitle
properties.trackSubtitle