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Grüner Wasserstoff bietet Versicherern Wachstumspotenzial
Stefan Riedel, Chief Underwriting Officer Energy bei Munich Re, erklärt in The Insurer, dass die Versicherungswirtschaft eine Schlüsselrolle bei der Transformation des Energiemarktes spielen wird.
Grüner Wasserstoff bietet Versicherern Wachstumspotenzial
© malp / stock.adobe.com
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    Grüner Wasserstoff, der mit Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird, ist als Ersatz für fossile Kraftstoffe erfolgskritisch für die Dekarbonisierung besonders energie-intensiver Industriezweige wie der Chemie oder Stahl und Eisenindustrie. Zusätzlich ist Wasserstoff die Ausgangsbasis zur Produktion von E-Fuels für schwer zu elektrifizierende Transportanwendungen vor allem in der Luft- und Schifffahrt. Sein Potenzial in der klimaneutralen Wirtschaft ist damit groß. Für Versicherer ist die Risikolandschaft von Wasserstoff weitgehend bekanntes Terrain, Erfahrung und technisches Know-how ermöglichen den Risikotransfer auch bei großen Anlagen und Infrastrukturprojekten.

    Weltweit verspricht die Produktion von grünem Wasserstoff eine schnellere Abkehr von fossilen Quellen, eine größere Energieunabhängigkeit und die Verringerung der CO2-Emissionen. Es gilt die Dimensionen dabei anzuerkennen: Für das Klimaneutralitätsziel im Jahr 2050 gehen Studien von einem Anteil von 4-11 % des Gesamtenergiebedarfes aus, der durch grünen Wasserstoff in einer Menge von 100 bis 400 Megatonnen gedeckt werden soll. Dies entspricht in etwa dem Energiegehalt von 2,5-10 Milliarden Barrel Öl. Die Lücke zur Ambition ist also enorm. 

    Damit die Herstellung des benötigten Wasserstoff jetzt möglichst schnell emissionsarm skaliert werden kann, müssen leistungsfähige Anlagen, Infrastruktur sowie Wertschöpfungsketten gebaut werden und Produktionskapazitäten kräftig hochgefahren werden. Langfristige und vor allem großvolumige Investitionen benötigen Sicherheit für Planung, Betrieb und Abnahme. 150 Milliarden Dollar an notwendigen Investitionen für geplante, im Bau oder Betrieb befindliche Projekte von grünem und blauem Wasserstoff schätzt der Verband Hydrogen Council und sieht einen Anstieg auf 500 Milliarden Dollar bis 2030. Insgesamt laufen Investitionen und Planungen für den Bau großer Produktionsanlagen also stärker an, sie hinken jedoch den Zielen bei Projekten für den nötigen Transport, die Verteilung und auch bei der Nutzung noch hinterher.

    Um dem Henne-Ei-Problem zu entgehen müssen also alle drei Bereiche – Herstellung, Transport  und Nutzung – parallel angepackt werden. Bei der Herstellung wird, sofern man sich auf grünen Wasserstoff beschränkt, ein massiver Ausbau der Kapazitäten zur Erzeugung ‚grüner Elektrizität‘ sowie der erforderlichen Elektrolyse-Anlagen notwendig sein. Für die Verteilung des Energieträgers Wasserstoff braucht es die notwendigen  Investitionen in die Infrastruktur für den Transport. Lange Distanzen werden dabei durch Verschiffung flüssigen Wasserstoffs mittels Spezialschiffen überbrückt. Für den Transport über mittlere Distanzen bedarf es den Bau neuer Pipeline Infrastruktur sowie die Ertüchtigung und Umwidmung existierender Erdgasleitungen. Erfolgskritisch ist zudem die Bereitschaft der Abnehmer, langfristige Abnahmeverträge einzugehen, da nur so die ökonomische Sinnhaftigkeit für die Segmente Herstellung und Verteilung – letztlich also die Finanzierung von Wasserstoffprojekten – sichergestellt wird. 

    Die Energie-Lücke zu bestimmen ist mehr als eine rechnerische Übung, sie planvoll zu schließen ist für die Industrie substanziell: Unternehmen haben sich Dekarbonisierungsziele gesteckt, sie wollen emissionsarm produzieren – aber noch hält der Energiemarkt zu wenige erschwingliche und klimaneutrale Alternativen für sie bereit. Die Energieknappheit infolge des Kriegs in der Ukraine unterstreicht, wie dringend und wichtig Tempo und Skalierung in der Energiewende gebraucht werden. Sowohl Inflation als auch Knappheit der Gas- und Öl-basierten Energie brachte jüngst etwas mehr Schwung in die politischen Entscheidungen, gerade für grünen Wasserstoff. Viele Staaten stellen Programme und dazu Subventionen und Steuerhilfen in Milliardenhöhe für neue Anlagen in Aussicht (z. B. EU Greendeal, US Inflation Reduction Act, Kanada Fall Economic Statement, German H2Global Initiative). Auch die Regelungswut wurde als Hindernis erkannt, wenn auch das Defizit an konstruktiven politischen Leitlinien in vielen Ländern kritisiert wird. Den Schub durch die jüngsten politischen und finanziellen Veränderungen sieht die Versicherungsbranche für sich generell als Katalysator.

    Versicherer unterstützen und ermöglichen die Transformation

    Wie können Versicherer die Entwicklung des grünen Wasserstoffs als wesentlichen Net-Zero-Baustein unterstützen? Mit der Übernahme von Risiken schafft die Versicherungswirtschaft Vertrauen in die Technologie, Versicherer bringen Risiko-Expertise in Bewertung, Quantifizierung und Absicherung der Wasserstoff-Projekte aus dem konventionellen wie aus dem erneuerbaren Energiemarkt mit und begleitet mit Deckungskapazität den Aufbau des neuen Energy-Segments. Bei Munich Re geschieht dies komplementär und parallel zur aktiven Reduktion der CO2-Emissionen im Versicherungsgeschäft. Dazu gehört die gezielte Unterstützung der Kunden bei der Transformation und dem Ausbau erneuerbarer Energien im Portfolio. Dort wo fossile Energiequellen reduziert werden, ersetzen im besten Falle klimaneutrale Technologien diese Kapazitäten. 

    In allen Bereichen, Herstellung, Transport und Nutzung des grünen Wasserstoffs, sieht Munich Re gute Voraussetzungen für die Absicherung der damit verbundenen finanziellen Risiken:

    • Gefahren: Versicherer kennen die konventionelle Wasserstoff-Technologie aus der Versicherung großtechnischer Elektrolyseure oder aus der Speicherung und Verarbeitung gasförmigen Wasserstoffs. Für Versicherer sind auch die mit der Herstellung des leicht entzündlichen Produkts Wasserstoff verbundenen Risiken aus der Versicherung von Anlagen für fossile Brennstoffe geläufig. Die Gefahren im Umgang mit Wasserstoff sind zwar signifikant und keineswegs zu unterschätzen aber aus Risikomanagementsicht handhabbar.
    • Transport und Speicherung: Der notwendige Transport und die Lagerung von größeren Mengen Wasserstoff (bzw. Ammoniak) sind als Risiken akribisch zu beurteilen und in Sicherheitsmaßnahmen und Maßgaben zu übersetzen.
    • Deckungsprodukte: Fokus liegt auf der klassischen Deckung von physikalischem Schaden (in Folge von Explosion, Feuer, etc.) und der daraus entstehenden Betriebsunterbrechung. Diese ähneln in den Standards jenen aus der fossilen Welt. Deckungskomponenten werden angepasst an die spezifische Gefahrenlage bzgl. Wasserstoff. 
    • Umfeld der erneuerbaren Energiequellen: Versicherer haben Erfahrung mit Erneuerbaren Energiequellen, kennen das Zusammenspiel aus erneuerbaren Energien für die Herstellung von Wasserstoff, beziehungsweise die Nutzung von Speichersystemen mit Wasserstoff für potenziell über dem Sofort-Bedarf produzierte grüne Energie. Um grünen Wasserstoff umsichtig versichern zu können, bedarf es der Expertise in allen damit verbundenen Energieformen. 
    • Entwicklungsorientierung: Transformation hin zu klimaneutraler Energienutzung bleibt ein Prozess, den Versicherer seit Dekaden bei Sonnen- und Windenergie begleiten. Das gilt in besonderem Maß auch für grünen Wasserstoff, denn damit die Produktion von grünem Wasserstoff im großen Maßstab kostengünstig ist, muss die Effizienz des Elektrolyseprozesses durch die Entwicklung neuer Elektrolyseure verbessert werden. Die Ingenieure der Energy-Teams bei Munich Re werden auch in Zusammenarbeit mit Kunden und Betreibern in diesem Feld weiter spezifische Schaden-Erkenntnisse sammeln, in die Risiko-Modelle und die Entwicklungsarbeit der Projekte einbringen. Der Anteil von Erneuerbaren Energie-Anlagen wird sowohl bei Investition als auch im Versicherungsportfolio der Assekuranz deutlich steigen. 
    • Akzeptanz: Für die Akzeptanz der H2-Herstellung und des Betriebs stellen zusätzliche Garantieversicherungen ein Plus dar. Munich Re absorbiert über solche Deckungen für Investoren, Hersteller und Kunden Unwägbarkeiten, wie sie bei Leistungsdefiziten, Effizienzunterschreitungen oder Problemen in der Versorgung der Verbraucher entstehen können. Tritt eine Unterperformanz ein, kann die Versicherung übergroße finanzielle Belastungen abfedern. Bereits seit 2009 bietet Munich Re ähnliche innovative Risikotransferlösungen für die Gewinnung und Speicherung erneuerbarer Energien etwa aus Wind und Sonne an.

    Munich Re geht fest davon aus, dass sich ein erhebliches Geschäftspotenzial aus der Versicherungsnachfrage von Unternehmen ergibt, die ihre Prozesse auf Klimaneutralität umstellen. Grüner Wasserstoff, der mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird, wird nach übereinstimmender Einschätzung der Experten eine maßgebliche Grundlage dafür sein, insbesondere energieintensive industrielle Prozesse klimafreundlich zu gestalten. Die Versicherer können eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, solche Projekte für Investoren und Betreiber wirtschaftlich rentabel zu machen und damit das Angebot klimaneutraler Energie zu stärken. Versicherungsdeckung unterstützt sofort Kapital und Tempo für einen künftig stark wachsenden Markt. Versicherer sind in der Transformation nahtlos in der Lage Risikotransfer anzubieten. Sie werden sicherstellen, dass die Versicherungslösungen nahe an den besonderen Risiken und Bedarfen der Wasserstoff-Landschaft weiterentwickelt werden.

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    Stefan-Riedel
    Stefan Riedel
    Chief Underwriting Officer Energy
    Munich Re Facultative & Corporate

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