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Die Weltwirtschaft steht im Jahr 2024 ganz im Zeichen der Politik. Aktuelle Konflikte und geopolitische Risikoszenarien schaffen für Unternehmen und ganze Volkswirtschaften starke Unsicherheiten. Die Wirtschaftspolitik und das weitere Vorgehen der führenden Notenbanken werden weiterhin im Mittelpunkt stehen und für die Konjunkturaussichten sowie die Finanzmärkte eine wichtige Rolle spielen. Im Jahr 2024 steht zudem eine Rekordzahl von Wahlen an, allen voran die Präsidentschaftswahlen in den USA im November. Der unmittelbare volkswirtschaftliche Effekt dürfte begrenzt sein, aber die Ergebnisse könnten insbesondere in den kommenden Jahren die wirtschaftlichen Aussichten erheblich beeinflussen.
2024 wird ein weiteres Jahr mit relativ schwachem Wachstum der Weltwirtschaft werden: Im Vergleich zum besser als erwarteten Vorjahr dürften das weltweite Wachstum nochmals auf etwa 2,2% (2023: 2,7%) zurückgehen. Die Schwellenländer werden voraussichtlich das Wachstum antreiben, insbesondere China und viele andere Länder Asiens mit Wachstumsraten von 4-5%, in Indien sogar darüber. Dennoch dürften die Wachstumsraten dort zumeist deutlich geringer sein als im Jahrzehnt vor der Pandemie.
In den entwickelten Volkswirtschaften wird die Dynamik schwach ausfallen, da hohe Preise und eine straffe Geldpolitik bremsend wirken. In den USA dürfte das Wachstum nach überraschend positiven Daten des vergangenen Jahres auf etwa 1,4% zurückgehen. In Europa wird der Zuwachs 2024 schwach bleiben (etwa 0,5%), ähnlich wie im Vorjahr.
Wegen der massiven Straffung der Geldpolitik in vielen großen Volkswirtschaften nach Rekord-Inflationsraten wird der Preisdruck voraussichtlich weiter nachlassen. Dennoch werden die Inflationsziele der Zentralbanken in den meisten Industriestaaten im Jahresdurchschnitt 2024 wohl noch nicht erreicht.
Der Ausblick für ausgewählte führende Volkswirtschaften
Die wesentlichen Schlussfolgerungen des Economic Outlook 2024 von Munich Re’s Economic Research:
- Das Jahr 2023 war trotz reichlich Gegenwinds von einem überraschend starken Wachstum der Weltwirtschaft geprägt. In den entwickelten Volkswirtschaften, und insbesondere in den USA, waren vor allem robuste Arbeitsmärkte und das kräftige Lohnwachstum für diese Wachstumsüberraschung verantwortlich. Die Inflation ging weitgehend wie erwartet zurück, auch wenn sie immer noch deutlich über den Werten der Jahre vor der Corona-Pandemie liegt.
- Die Frühindikatoren deuten auf ein eher schwaches Wachstum in den kommenden Monaten hin. In allen Industriestaaten dämpfen anhaltend erhöhte Inflation und das hohe Zinsniveau die wirtschaftliche Aktivität sowohl der privaten Haushalte als auch der Unternehmen. Die Bedingungen könnten sich allerdings in der zweiten Jahreshälfte 2024 verbessern und das Wachstum somit wieder etwas stärker werden.
- Obwohl das Weltwirtschaftswachstum – wie schon 2023 – von den Schwellenländern getragen wird, dürften auch dort die Zuwächse deutlich geringer ausfallen als im Jahrzehnt vor der Pandemie. Die Erholung des Welthandels wird den Schätzungen zufolge kraftlos bleiben und durch schwache Investitionsausgaben, Handelsstreitigkeiten und geoökonomische Fragmentierung beeinträchtigt sein.
- Abwärtsrisiken dominieren den Wachstumsausblick, vor allem aufgrund von geopolitischen Spannungen: Die Terroranschläge der Hamas und der daraus resultierende Krieg mit Israel rücken das Risiko einer Eskalation im Nahen Osten in den Fokus, und Angriffe auf die Schifffahrt im Roten Meer machen das Risiko einer Unterbrechung der globalen Lieferketten deutlich. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine dauert an, und die Spannungen zwischen den USA und China sind nach wie vor hoch.
- Weitere Abwärtsrisiken sind eine Rezession in den Industriestaaten als verzögerte Folge der straffen Geldpolitik (d.h. ein stärker als erwarteter Effekt der gestiegenen Zinsen auf die Volkswirtschaft), aber auch eine Verschärfung der Immobilienkrise in China.
- Die Inflation ist 2023 aufgrund gesunkener Energiepreise und eines schwächeren Preisanstiegs bei Nahrungsmitteln, Gütern und Dienstleistungen zurückgegangen. Der Inflationsdruck bleibt gleichwohl hoch und breit gefächert, was auf die verzögerte Weitergabe höherer Einkaufspreise und anhaltend kräftige Lohnerhöhungen zurückzuführen ist. Obwohl sich die Inflationsdynamik in den kommenden Monaten weiter abschwächen dürfte, werden die jährlichen Inflationsraten in vielen Volkswirtschaften auch 2024 über den Zielwerten der Zentralbanken liegen. In einem Umfeld mit eher schwachem Wachstum und weiter sinkender Inflation dürften die Zentralbanken beginnen, ihre Leitzinsen zu senken. Die derzeitigen Erwartungen der Finanzmärkte könnten sich jedoch als zu optimistisch erweisen.
- Die Inflationsrisiken tendieren weiterhin nach oben, haben sich aber in den vergangenen Monaten etwas ausgeglichener entwickelt. Unerwartet ausgeprägte Arbeitsmarkt-Knappheiten, steigende Verbraucherausgaben in den Industrieländern ebenso wie höhere Preise für Energie oder für den Gütertransport (z.B. wegen Unterbrechungen globaler Schifffahrtsrouten) könnten zu unerwartet höherer Inflation führen. Dies könnte erneute Zinserhöhungen der Zentralbanken auslösen – mit negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Aber auch eine niedrigere Inflation als erwartet ist möglich, insbesondere im Falle einer leichten Rezession und einer entsprechend schwächeren Gesamtnachfrage. In diesem Fall würden die Zentralbanken die Zinsen wahrscheinlich früher als erwartet senken.
- 2004 wird auch geprägt sein von einer Rekordzahl an Wahlen weltweit, insbesondere der US-Präsidentschaftswahl im November. Auch wenn die unmittelbaren volkswirtschaftlichen Auswirkungen dieser Wahlen begrenzt sein dürften, könnten sie die Aussichten für die kommenden Jahre stark beeinflussen, zum Beispiel hinsichtlich der Handels- oder Klimapolitik. Dies kommt zu einer Zeit, in der sich die globale politische und wirtschaftliche Ordnung im Umbruch befindet. Die geostrategischen Spannungen zwischen den USA und China sowie die geoökonomische Fragmentierung stehen dabei im Mittelpunkt.
Chefvolkswirt Michael Menhart erklärt:
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