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Topics Online: Frau Milberg, das Geschäft mit W&I-Policen boomt. Viele Versicherer wollen von der steigenden Nachfrage profitieren und planen den Einstieg in dieses Nischensegment. Wie positioniert sich Munich Re in diesem Umfeld, welchen Kurs fahren Sie?
Wir sind im W&I-Business sehr aktiv und unterstützen unsere Kunden mit Knowhow und erheblichen Kapazitäten. Allerdings teilen wir die allgemeine Euphorie nicht uneingeschränkt, sondern wollen das Risikobewusstsein für dieses Geschäft schärfen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Das W&I-Geschäft ist hoch komplex. Standarddeckungen gibt es de facto nicht – jede Police muss individuell gestaltet sein. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die involvierten Anwaltskanzleien und das Underwriting. Von heute auf morgen sind sie kaum zu erfüllen, weshalb W&I ganz sicher kein „Me-too-Business“ für jeden ist. Im Gegenteil: Die Risiken aus den hochsummigen Projektversicherungen lassen sich nur mit umfassender Expertise zuverlässig einschätzen und versichern.
Gehen Sie davon aus, dass sich das W&I-Geschäft für viele Player auf Dauer nicht rechnen wird?
Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. So belegen Analysen, dass die Schadenhäufigkeit in letzter Zeit merklich ansteigt. Als besonders anfällig erweisen sich dabei ausgerechnet die Verträge mit überdurchschnittlich hohen Deckungssummen. In dieser Liga erwarten wir in nächster Zukunft noch so manchen Großschaden. Kurz: Das W&I-Geschäft ist nicht ausnahmslos hoch profitabel. Es ist der Natur nach risikoreich – und zwar sowohl für den Erstversicherer als auch, wegen der erheblichen Kumulrisiken, für uns als Rückversicherer. Über kurz oder lang erwarten wir daher eine Marktkonsolidierung.
Was bedeutet dies für Ihre Kunden, welche Pläne verfolgen Sie?
Wir investieren aktuell in den Aufbau einer globalen W&I-Schadendatenbank, um die Risiken und Mechanismen noch genauer analysieren zu können. W&I-Versicherung wird als Folge oder in Folge eines „Due dilligence“-Prozesses abgeschlossen. Es handelt sich daher um eine sehr diskrete Branche. Der Rückversicherer kann deshalb seine Kumule auch nur über „gemanagte“ Kapazitätsvergabe bei RV-Vertragsabschluss steuern. Unser gewonnenes Knowhow und unser globales Marktwissen teilen wir exklusiv mit Bestandskunden im W&I-Geschäft, um ihre Position im Wettbewerb zu stärken. Sprich: Wir engagieren uns für unsere Kunden in diesem Segment ohne Wenn und Aber. Zugleich sind wir der festen Überzeugung, dass W&I kein Standardbusiness für alle werden kann. Es handelt sich um Einmalprämiengeschäft und die Underwriting-Teams sind ihrer Naturnach sehr teuer, d.h. verursachen hohe Verwaltungskosten. Deshalb warnen wir auch vor zu viel Euphorie und unzureichend vorbereiteten Markteintritten.
Wohin letztere führen könnten, lässt die steigende Schadenhäufigkeit schon jetzt erahnen. Womit ist dieser neue Trend zu erklären?
W&I-Versicherungen sind ein noch junges, vor etwa zehn Jahren neu eingeführtes Produkt. In der Pionierphase gab es naturgemäß nur eine minimale Marktabdeckung. Schäden bei Policen aus dieser Zeit waren eine Seltenheit, die Gewinnspannen dafür umso attraktiver. Die Bedingungen waren zunächst sehr eng, die Prämien hoch und der Underwriting-Prozess langwierig. Durch weitere Policenwordings, niedrigere Prämien, verschlanktere Underwriting-Prozesse und vor allem durch die Popularität von Käufer-Policen wuchs der Markt in den letzten Monaten signifikant an. Hinzu kommt, dass die meisten Verträge sieben Jahre lang laufen. Der Bestand potenziert sich also mit dem Marktwachstum – und mit ihm wird nun auch die tatsächliche Schadenhäufigkeit sichtbar. Eine erste Bilanz zeigt: Bei jeder siebten Police, die zwischen 2011 und 2014 abgeschlossen wurde, kam es zum Schadenfall.
Werden diese unerwartet hohen Schadenzahlen zu mehr Vorsicht und Zurückhaltung führen? Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?
Wir erleben gerade eine paradoxe Situation. Durch die global florierende Private-Equity-Branche wächst der Bedarf an W&I-Deckungen. Dies äußert sich in Form steigender Nachfrage, die eigentlich das Angebot verknappen und die Prämien anziehen lassen sollte. Dies passiert jedoch nicht. Auf der der Suche nach profitablen Nischengeschäften drängen sehr schnell weitere Anbieter in den Markt, die sich bei Prämienhöhe und Bedingungen gegenseitig unterbieten. Dies minimiert die Risikotragfähigkeit insgesamt und verwandelt einen profitablen Markt langsam in einen Weichmarkt. Wir halten dies für einen bedenklichen Trend, dem es mit umso größerer Professionalität zu begegnen gilt.
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